Der Fall des in Deutschland festgenommenen ehemaligen katalanischen Regionalpräsidenten Carles Puigdemont beschäftigt weiterhin die Justiz in Deutschland. Der 55-Jährige bleibt vorerst in Gewahrsam, wie das Amtsgericht Neumünster am Montagabend entschied. Ein richterlicher Beschluss über eine mögliche Auslieferung Puigdemonts an Spanien noch in dieser Woche gilt als wenig wahrscheinlich.
"Wir befinden uns jetzt erst im richtigen Auslieferungsverfahren", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Georg Güntge. "Jetzt wird geprüft, ob die Auslieferung zulässig ist." Puigdemont bleibt zunächst in der JVA Neumünster, in die er nach seiner Festnahme am Sonntag gebracht worden war. In Spanien wird dem Ex-Regionalpräsidenten Rebellion und die Veruntreuung öffentlicher Gelder vorgeworfen.
Die Polizei in Schleswig-Holstein hatte ihn am Sonntag auf der Grundlage eines europäischen Haftbefehls an der Autobahn A7 nahe der dänischen Grenze festgenommen. Er war auf dem Weg nach Brüssel, wohin er sich im vergangenen Jahr abgesetzt hatte. Dänemark hatte er zuvor unbehelligt passieren können.
Dazu erklärte die Reichspolizei, man habe erst am Sonntagvormittag erfahren, dass sich Puigdemont in Dänemark aufhalte. "Dadurch war es praktisch unmöglich für die dänische Polizei, Carles Puigdemont festzunehmen, bevor er die Grenze nach Deutschland überquerte", so die Polizei.
Unterdessen mehren sich die Rufe nach einer politischen Lösung des Konflikts zwischen der spanischen Zentralregierung und der katalanischen Unabhängigkeitsregierung. Politiker in Deutschland sprachen sich für eine Vermittlerrolle der EU aus.
dpa/jp/est