Nach den von US-Präsident Donald Trump angekündigten Strafzöllen auf Stahl- und Aluminium-Importe bahnt sich ein Handelskrieg zwischen den USA und Europa an. Die EU will mit Vergeltungsmaßnahmen reagieren. "Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie unsere Industrie durch unfaire Maßnahmen getroffen wird, die Tausende europäische Arbeitsplätze gefährden", kündigte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker am Donnerstagabend in Brüssel an.
Seine Behörde werde bereits in den kommenden Tagen einen Vorschlag machen, wie im Einklang mit den Regeln der Welthandelsorganisation WTO zurückgeschlagen werden könnte. "Die EU wird entschieden und angemessen reagieren, um ihre Interessen zu verteidigen", sagte er.
Die EU-Kommission könnte schon am Mittwoch Maßnahmen einleiten. Konkrete Angaben zu den möglichen Vergeltungsmaßnahmen gibt es noch nicht.
US-Präsident Donald Trump verteidigt die Strafzölle. Wenn ein Land viele Milliarden Dollar im Handel verliere, dann seien Handelskriege gut und einfach zu gewinnen. Dann werde man einfach nicht mehr mit diesen Ländern handeln, schreibt er auf Twitter.
An einer Liste wird seit Monaten gearbeitet
EU-Experten arbeiten bereits seit Monaten an einer Liste mit US-Produkten, die als Reaktion auf Abschottungsmaßnahmen mit zusätzlichen Zöllen belegt werden könnten. Zu ihnen könnten unter anderem Bourbon-Whiskey und Harley-Davidson-Motorräder, aber auch in den USA angebaute Kartoffeln oder Tomaten zählen.
Neben Sanktionen dürfte die EU auch mit einer Klage bei der Welthandelsorganisation WTO reagieren. Die EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström kommentierte: "Die US-Maßnahmen werden negative Auswirkungen auf die transatlantischen Beziehungen und die globalen Märkte haben." Die EU werde nun so schnell wie möglich die Welthandelsorganisation WTO einschalten, um über sie Konsultationen zur Streitbeilegung zu beginnen.
Grund für das Problem seien vor allem globale Überkapazitäten in der Stahl- und Aluminiumproduktion, sagte Malmström. Sie könnten allerdings nur über die internationale Zusammenarbeit und nicht über Alleingänge der USA gelöst werden.
Auch das Nachbarland Kanada, mit den USA eigentlich im Freihandelsabkommen Nafta verbunden, reagierte schwer verstimmt. Im Fall solcher Beschränkungen "wird Kanada mit Maßnahmen reagieren, um seine Handelsinteressen und seine Arbeiter zu schützen", sagte Außenministerin Chrystia Freeland in Ottawa und bezeichnete die Ankündigung Trumps als "absolut inakzeptabel". Auch Brasilien und Mexiko reagierten besorgt.
Stahlverband: EU-Stahlexporte in die USA werden sich halbieren
Der europäische Stahlverband "Eurofer" rechnet im Fall von Strafzöllen mit einem Export-Einbruch um 50 Prozent oder mehr. Der Verband erklärte in Brüssel, Präsident Trump habe unter den Vorschlägen des Handelsministeriums die zerstörerischste Variante gewählt. Bislang exportiert die EU etwa fünf Millionen Tonnen Stahl in die USA.
dpa/rtbf/jp/est