Die Zentralregierung in Madrid habe gewonnen, schrieb Puigdemont seinem politischen Mitstreiter Toni Comín per Kurzmitteilungsdienst WhatsApp. Die Zeilen wurden am Mittwoch vom TV-Sender "Telecinco" enthüllt. Ein Journalist habe unbemerkt das Display des Handys von Comín fotografiert, als er seine Mitteilungen gelesen habe, berichtete der Sender.
Puigdemont blieb nichts anderes übrig, als die Echtheit der abgefangenen Botschaften zu bestätigen. Nach seiner Absetzung als katalanischer Regionalpräsident lebt er seit Ende Oktober in Belgien im Exil. Er betont, dass er nicht aufgeben will.
Nach dem Erfolg der Separatisten bei der Neuwahl im Dezember war Puigdemont vom katalanischen Parlamentspräsidenten Roger Torrent zum Kandidaten ernannt worden. Am Dienstag erlitt er aber einen schweren Rückschlag: Die Debatte im Regionalparlament in Barcelona über seine Wiederwahl wurde von Torrent auf Anordnung des Verfassungsgerichts in Madrid bis auf Weiteres vertagt. Die Richter hatten eine Wahl in Abwesenheit verboten.
Das Problem für Puigdemont: Bei Rückkehr nach Spanien droht ihm unter anderem wegen Rebellion Untersuchungshaft, eine Verurteilung und eine lange Haftstrafe.
Nach der Vertagung der Parlamentssitzung schrieb Puigdemont seinem ebenfalls in Belgien im Exil weilenden Ex-Gesundheitsminister Comín auf WhatsApp: "Ich nehme an, du bist dir darüber im Klaren, dass das das Ende bedeutet." Man erlebe zur Zeit "die letzten Tage der katalanischen Republik".
Das Handydisplay von Comín wurde "Telecinco" zufolge am Rande einer Veranstaltung in Löwen fotografiert. Anwälte des Politikers kündigten eine Anzeige wegen Verletzung von Artikel 197 des spanischen Strafgesetzes an, der bei Aneignung und Veröffentlichung von fremden Privat-Dokumenten eine Haftstrafe von bis zu vier Jahren vorsieht.
Es wird nun erwartet, dass die Separatisten trotz der anderslautenden Beteuerungen bald einen neuen Kandidaten für die Regionalpräsidentschaft ernennen. Auf Twitter rechtfertigte sich Puigdemont für seine Worte der Hoffnungslosigkeit: Er sei auch nur ein Mensch und gerate schonmal ins Zweifeln. "Aber ich bin auch der Präsident und werde nicht den Mut verlieren und keinen Rückzieher machen, schon allein aus Respekt, Dank und Verpflichtung gegenüber den Bürgern und dem Land", betonte Puigdemont.
dpa/km