EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Pierre Moscovici war kategorisch: "Es gibt keine Steuerparadiese in der EU", sagte er am Dienstag zu Journalisten. Bei der Nichtregierungsorganisation Oxfam sieht man das anders, und nennt auch Namen. "Wir wissen alle", sagt Oxfam-Finanzexperte Johan Langerock, "dass es unter den EU-Mitgliedstaaten sehr bekannte Steuerparadiese gibt. Wie die Niederlande, Malta, Luxemburg und Irland".
Trotz dieser Kritik kann die EU-Liste dennoch als Fortschritt angesehen werden. Mit 17 Ländern ist sie viel länger als die Liste der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD, auf der nur Trinidad und Tobago steht.
47 weitere Länder, darunter auch die Schweiz, finden sich auf einer Grauen Liste wieder. Diese Länder hätten sich dazu verpflichtet, ihre derzeitigen Möglichkeiten zur Steuerflucht abzuschaffen.
Die EU listet dazu noch viele als Steuerparadiese weitläufig bekannte Inselstaaten auf, aber auch Länder wie Südkorea, die Vereinigten Arabischen Emirate, Namibia und Tunesien.
In einem nächsten Schritt wollen sich die EU-Staaten jetzt darauf einigen, welche Sanktionen gegen die Länder auf der Schwarzen Liste verhängt werden sollen. Länder wie Belgien, Frankreich und Deutschland fordern harte Sanktionen, andere Länder wollen das nicht. Dazu gehören - kaum verwunderlich - die Niederlande, Malta, Luxemburg und Irland.
Kay Wagner