Die Entscheidung über die weitere Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat in Europa ist vertagt. Das zuständige Expertengremium der EU-Länder hat am Mittwoch in Brüssel nicht abgestimmt, wie die EU-Kommission mitteilte. Stattdessen will die Kommission in den nächsten Wochen "weiter mit den Mitgliedstaaten an einer Lösung arbeiten, die größtmögliche Unterstützung hat".
Das Herbizid gilt als sehr wirksam und wird weltweit massenhaft eingesetzt, steht aber im Verdacht, Krebs zu erregen und die Umwelt zu belasten. Die bisherige Zulassung für Glyphosat in Europa läuft Ende des Jahres ab. Wird sie nicht erneuert, muss das Mittel vom Markt genommen werden.
Die EU-Kommission hatte ursprünglich die weitere Zulassung für zehn Jahre beantragt, war aber am Dienstag auf einen Vorschlag von fünf bis sieben Jahren zurückgegangen. Zuvor hatte das Europaparlament ein Verbot des Mittels bis 2022 gefordert.
In dem für die Entscheidung zuständigen Expertengremium, dem sogenannten PAFF-Komitee, gab es bis kurz vor der Sitzung keine klaren Mehrheitsverhältnisse. Die belgische Regierung hatte kurz vor der Sitzung mitgeteilt, dass sie gegen eine Zulassung des Mittels für weitere sieben oder zehn Jahre sei. Vielmehr schließe man sich der Forderung des Europaparlaments nach einem Verbot bis 2022 an.
Der Wirkstoff wurde vom US-Konzern Monsanto entwickelt, den der deutsche Konkurrent Bayer übernehmen will. Dieses Milliardengeschäft wird derzeit von der EU-Kommission geprüft. Vertrieben werden Glyphosat-haltige Mittel aber auch von mehr als 40 weiteren Herstellern.
Über mögliche Risiken durch den Unkrautvernichter wird seit Jahren gestritten. Die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation stufte das Herbizid im März 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" für den Menschen ein. Andere Agenturen wie die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA sehen hingegen kein von Glyphosat ausgehendes Risiko.
dpa/belga/cd/mg