Soll Glyphosat auch in den kommenden zehn Jahren in der Europäischen Union eingesetzt werden dürfen oder nicht? Darum toben derzeit heftige Debatten. Ein EU-Ausschuss berät am Mittwoch erneut über eine weitere Glyphosat-Zulassung - eventuell gibt es dann schon die bis Mitte Dezember fällige Abstimmung.
Es geht um einen Milliardenmarkt - und um die Gesundheit von Menschen, Tieren und Ökosystemen. Glyphosat steht symbolisch für eine Form der Landwirtschaft, die viele Kritiker hat. Das Pflanzenschutzmittel oder Insektizid - je nah Lesart - wird außerdem von Konzernen wie Monsanto in vielen Ländern im Paket mit gentechnisch veränderten Pflanzen angeboten. Und damit steht Glyphosat indirekt auch für Gentechnik. Hinzu kommt dann noch die Angst vor einem Präzedenzfall: Hersteller und Landwirte befürchten, dass ein Glyphosat-Stopp nur die erste Entscheidung wäre, die viele weitere Verbote nach sich ziehen könnte.
Nutzung verboten, Verkauf aber nicht
El Salvador, Bermuda und Sri Lanka haben den Einsatz von Glyphosat verboten. In Belgien dürfen Privatpersonen Glyphosat seit dem Sommer nicht mehr verwenden. Verkauft werden darf Glyphosat (bekanntestes Produkt: "Roundup") aber weiter auch im Einzelhandel oder in den Baumärkten.
Eine typisch belgische Lösung, könnte man sagen. Die Verkäufer sind angewiesen, die Kunden auf das Gebrauchsverbot hinzuweisen. Immerhin gilt diese absurde Lösung bis auf weiteres sowohl in der Wallonie als auch in Flandern und Brüssel.
Wieso gibt es plötzlich Bedenken?
Glyphosat ist schon seit 40 Jahren im Einsatz und auch deshalb so erfolgreich, weil es lange als unproblematisch galt. Man hat nur selten Rückstände im Grundwasser nachgewiesen. Forscher sagen, dass die Abbauzeiten von Glyphosat im Boden recht lang sind. Es soll mehr als ein Jahr dauern, bis 90 Prozent der Substanz abgebaut sind.
Die direkte Giftigkeit für Tiere wurde in Studien meist als relativ gering eingestuft. Einige Studien unter anderem an Ratten und Mäusen allerdings legten nahe, dass Glyphosat in hohen Dosen krebserregend sein könnte. Die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC), eine Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), stufte das Herbizid vor gut zwei Jahren als "wahrscheinlich krebserregend" für den Menschen ein.
dpa/jp/km