Ein Verkehrsunfall vor dem weltberühmten Natural History Museum in London hat am Samstagnachmittag zwischenzeitlich neue Terrorangst in der britischen Hauptstadt geschürt. Ein Auto hatte an der bei Touristen beliebten Exhibition Road im Stadtteil South Kensington mehrere Fußgänger angefahren. Elf Menschen wurden verletzt, der Fahrer wurde festgenommen. Am Abend gab die Polizei Entwarnung: Der Vorfall habe keinen Terrorhintergrund. Es handele sich um einen Unfall.
Eine BBC-Reporterin schilderte, sie habe gerade das Museum verlassen, als das Auto gegen 15:21 Uhr quer über die Straße gefahren sei. Es habe ausgesehen, als sei das Auto gegen Poller am Straßenrand gefahren. Von den elf Menschen, die nach Angaben des Rettungsdienstes überwiegend Kopf- und Beinverletzungen erlitten, mussten neun ins Krankenhaus gebracht werden. Nach ersten Erkenntnissen sei keiner von ihnen in Lebensgefahr, teilte die Polizei mit. Der Fahrer war demnach auch am Abend noch in Gewahrsam in einer Polizeistation.
Die BBC zitierte auf ihrer Website einen weiteren Augenzeugen: Connor Honeyman erzählte von einem schrecklichen, dröhnenden Geräusch. Viele Menschen hätten geschrien und seien weggerannt. Alle seien in das Museum gelaufen, und die Sicherheitsleute hätten den Haupteingang dann geschlossen. "Es war ein großes Durcheinander, bevor die Polizei kam."
Dem britische "Guardian" erzählten Augenzeugen, mehrere Menschen hätten den Autofahrer aus seinem Wagen gezerrt, nachdem das Fahrzeug zum Stehen gekommen sei. Dann sei der Mann zu Boden gestoßen und festgehalten worden.
In den Sozialen Medien kursierten Videos, auf denen zu sehen ist, wie ein am Boden liegender Mann von mehreren Männern festgehalten wird. Ob die Videos tatsächlich den Fahrer zeigen, war zunächst nicht sicher zu verifizieren.
Die drei großen Museen in der Nähe trafen besondere Sicherheitsvorkehrungen. Berichten zufolge schlossen das Natural History Museum und das Science Museum vorerst ihre Zugänge. Das weltbekannte Victoria and Albert Museum war zwar zunächst weiter geöffnet. Die Eingänge zur Exhibition Road seien aber geschlossen, twitterte das Museum am Samstagnachmittag. Die Polizei rief die Bevölkerung auf, die Gegend rund um den Ort des Vorfalls zu meiden.
Die britische Premierministerin Theresa May dankte am Abend über Twitter Helfern und Bürgern: "Meine Gedanken sind bei den Verletzten", schrieb sie.
Der Zwischenfall weckte bei vielen Menschen in London böse Erinnerungen: Großbritannien ist in diesem Jahr bereits fünf Mal Ziel eines Terroranschlags geworden. Mitte September explodierte in einer Londoner U-Bahn eine selbstgebaute Bombe. Rund 30 Menschen wurden verletzt. Ein Mann starb bei einem Angriff auf Moscheebesucher Ende Juni in der britischen Hauptstadt. Acht Menschen kamen Anfang Juni bei einem Angriff auf das Londoner Ausgehviertel Borough Market und die London-Bridge ums Leben.
Bei einem Bombenattentat auf die Besucher eines Konzerts in Manchester im Mai starben 22 Menschen. Im März war ein Attentäter auf der Londoner Westminster-Brücke mit einem Auto gezielt in Fußgänger gerast, bevor er einen Polizisten auf dem Gelände des Parlaments niederstach. Fünf Menschen starben.
dpa/jp/mg - Bild: Tolga Akmen/AFP