Großbritannien ist zum fünften Mal in diesem Jahr Ziel eines Anschlags geworden. In einer Londoner U-Bahn explodierte am Freitagmorgen eine selbst gebaute Bombe. Mindestens 22 Menschen wurden verletzt und in Krankenhäusern versorgt, überwiegend wegen Verbrennungen. Wie Polizei und Rettungsdienste weiter berichteten, schwebte zunächst niemand in Lebensgefahr.
Die Polizei ermittelt wegen Terrorverdachts und fahndete nach dem Täter oder den Tätern. Am Freitagabend berichteten mehrere Medien, dass eine in den Anschlag verwickelte Person in Birmingham festgenommen worden sein soll. Bestätigt hat die Polizei das aber noch nicht.
Das Motiv war zunächst unklar. Niemand bekannte sich zu der Bluttat. Großbritannien war in diesem Jahr bereits vier Mal Ziel von Anschlägen mit insgesamt 36 Todesopfern, drei der Attacken gingen auf das Konto von Islamisten.
Lauter Knall und "Feuerwand"
Die Bombe explodierte um 08:20 Uhr mitten im morgendlichen Berufsverkehr in einer voll besetzten U-Bahn nahe der oberirdischen Haltestelle Parsons Green. Die Station liegt im westlichen Zentrum der Millionenmetropole, nahe dem Stadions des Fußballclubs FC Chelsea. Augenzeugen berichteten von einem lauten Knall und einer "Feuerwand", die sich in der Bahn ausgebreitet habe.
Premierministerin Theresa May berief den nationalen Krisenstab ein. Außenminister Boris Johnson rief die Briten auf, Ruhe zu bewahren. In sozialen Medien kursierten Bilder und Videos von einem weißen Eimer in einer Supermarkt-Tüte, der in dem Waggon eine kleine Explosion ausgelöst haben soll. Aus dem Eimer hingen Drähte. Nach BBC-Informationen wurde der Sprengsatz ferngezündet.
Polizei arbeitet unter Hochdruck
Die konservative Regierungschefin May erklärte: "Meine Gedanken sind bei denen, die in Parsons Green verletzt wurden und den Einsatzkräften, die - wieder einmal - rasch und mutig auf einen mutmaßlichen Terroranschlag reagieren." Bürgermeister Sadiq Khan verurteilte die Bluttat. "Unsere Stadt verurteilt die widerwärtigen Individuen, die mit Terror versuchen, uns zu schaden und unsere Lebensweise zu zerstören", schrieb er.
"Die Fahndung läuft", sagte Bürgermeister Sadiq Khan dem Radiosender LBC. Ob bereits konkrete Personen im Visier waren, dürfe er aber nicht sagen. Ein Großaufgebot an Rettungskräften und bewaffneter Polizei war binnen weniger Minuten zur Stelle. Die Haltestelle wurde weiträumig abgesperrt. Die Bürger wurden aufgerufen, die Umgebung zu meiden. Der Zugverkehr wurde teilweise unterbrochen und umgeleitet. Hunderte Beamte waren am Nachmittag damit beschäftigt, Videomaterial und andere Beweismittel auszuwerten, wie der Chef der Londoner Anti-Terror-Einheit, Mark Rowley, mitteilte.
Der Präsident des Europaparlaments, Antonio Tajani, drückte sein Mitgefühl aus. "Terrorismus kennt keine Grenzen und wird besiegt, indem man zusammenarbeitet", erklärte er auf Twitter. US-Präsident Donald Trump rief zu einem härteren Vorgehen gegen Extremisten auf. Terroristen wie die in London seien Verlierer, twitterte Trump. Das Internet sei das wichtigste Rekrutierungswerkzeug der Terroristen, das "abgeschnitten" werden müsse. "Müssen proaktiv sein!", schrieb Trump.
dpa/mh/km - Bild: @sylvainpennec/Twitter/AFP