Gegen 1:30 Uhr, wenige Stunden nach dem Terroranschlag in Barcelona, hat die Polizei in einem Küstenort in Katalonien fünf mutmaßliche Attentäter getötet, nachdem diese mit einem Auto auf der Strandpromenade mehrere Menschen angefahren hatten. Sieben Menschen wurden in dem Touristenort Cambrils in der Nacht zu Freitag verletzt, wie die Behörden mitteilten. Darunter seien ein Polizist und zwei Schwerverletzte. Camprils liegt rund 100 Kilometer südwestlich von Barcelona.
Anwohner wurden aufgerufen, zu Hause zu bleiben. Auf Videos waren Schüsse und Schreie zu hören. Ein Amateurfilm zeigte auch Männer, die auf dem Boden liegen. Das mögliche Anschlagziel, der Paseo Marítimo, ist voller Bars und Discos. Die Täter wollten nach Medienberichten möglicherweise einen ähnlichen Anschlag wie in Barcelona verüben. Sie seien von der Polizei in einem Wagen aufgehalten worden. Als dieser nach einer Verfolgung umgekippt sei, seien sie geflohen und dann niedergeschossen worden. Die Terroristen trugen Sprengstoffgürtel, bei denen es sich nach Angaben spanischer Medien um Attrappen handelte.
Nach Angaben der Behörden besteht wahrscheinlich ein Zusammenhang zwischen den Taten in Barcelona und Cambrils sowie in der Stadt Alcanar, wo am Mittwoch bei einer Explosion in einem Wohnhaus ein Mensch umkam. Dort sollen nach Informationen der Zeitung "El Pais" etwa 20 Gasflaschen gelagert worden sein.
Festnahmen zum Anschlag in Barcelona
Die katalanische Polizei hat nach dem Terroranschlag in Barcelona und einem offenbar vereitelten Angriff im Urlaubsort Cambrils drei Marokkaner und einen Anwohner aus der Nordafrika-Exklave Melilla festgenommen.
Der Hauptverdächtige, der mit einem Lieferwagen in der Innenstadt von Barcelona mindestens 13 Menschen tötete, sei nicht darunter, teilte die Polizei auf einer Pressekonferenz mit. Bei ihm soll es sich um einen erst 17-Jährigen handeln, dessen älterer Bruder zu den Festgenommenen gehört. Der Verdächtige soll nach der Todesfahrt zu Fuß geflüchtet sein.
Nach bisherigem Ermittlungsstand soll die Terrorzelle, die für die Anschläge in Barcelona und Cambrils verantwortlich ist, aus zwölf Personen bestehen. Neben den fünf letzte Nacht erschossenen Männern und den drei Verhafteten fahndet die Polizei jetzt noch nach vier Verdächtigem, darunter dem Fahrer des Lieferwagens.
Getötete Belgierin stammt aus Tongeren
Unter den Toten ist auch eine Belgierin. Bei der Getöteten handele es sich um eine Frau aus Tongeren. Das schreibt der Kammerabgeordnete Patrick Dewael auf Twitter. Die 44-Jährige hielt sich zusammen mit ihrem Mann und ihren Kindern in Barcelona auf, die bei dem Anschlag nicht verletzt wurden. Am Montag wird die Stadt Tongeren ein Trauerregister auslegen, in dem Bürger der Familie ihr Mitgefühl bekunden können.
Außenminister Didier Reynders gab an, dass zwei weitere Belgier verletzt wurden. Für eine Person bestehe Lebensgefahr. Für Anrufe besorgter Verwandte wurde eine Notrufnummer eingerichtet (02 501 81 11).
Nach der Terrorattacke im spanischen Badeort Cambrils ist eine weitere Frau ihren Verletzungen erlegen. Die Zahl der Todesopfer der Anschläge in Barcelona und Cambrils ist damit mittlerweile auf insgesamt 14 gestiegen, wie die katalanischen Rettungskräfte mitteilten. Unter den insgesamt Todesopfern sind neben der Frau aus Tongeren drei Deutsche, zwei Italiener und eine Spanierin. Zur Nationalität der übrigen Getöteten liegen noch keine Informationen vor.
Nach Einschätzung des Innenministeriums könnte die Zahl der Todesopfer des Anschlags in Barcelona weiter steigen. Nach neuen Angaben des katalanischen Zivilschutzes sind bei dem Attentat in Barcelona 130 Menschen verletzt worden. Sie stammten aus 34 Ländern. 16 der Verletzten befänden sich in einem kritischen Zustand, hieß es. Die Behörden riefen die Bevölkerung auf, in den Krankenhäusern Blut zu spenden.
Weltweite Anteilnahme
Der Terroranschlag von Barcelona hat weltweite Anteilnahme ausgelöst. UN-Generalsekretär Guterres erklärte, die Vereinten Nationen stünden solidarisch an der Seite Spaniens.
Auch die belgische Regierung zeigte sich erschüttert über den Terroranschlag. König Philipp telefonierte kurz nach dem Attentat mit Spaniens König Felipe, um seine Anteilnahme zu bezeugen. Wie offiziell vom Hof mitgeteilt wurde, drückte König Philipp Solidarität und Mitgefühl gegenüber den betroffenen Familien aus.
Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron sprach von einem erneuten Angriff auf die freie Gesellschaft. Die britische Premierministerin Theresa May betonte, der sinnlose Verluste von Leben widere sie an. US-Präsident Donald Trump bot Spanien Hilfe an.
Auch Papst Franziskus hat sich bestürzt über den Terroranschlag in der spanischen Metropole Barcelona gezeigt und den Opfern und Angehörigen sein tiefstes Beileid ausgesprochen. Sie hätten ihr Leben in einer unmenschlichen Tat verloren, hieß es in einer Mitteilung des Vatikan. Zugleich verurteilte Franziskus einmal mehr die "blinde Gewalt", die von Terroristen ausgehe.
Schweigeminute und dreitägige Staatstrauer
In Barcelona ist am Freitagmittag der Opfer der Terrorattacke von Las Ramblas mit einer Schweigeminute gedacht worden. Auf der Plaça de Catalunya versammelten sich um 12:00 Uhr unter anderem auch König Felipe und Ministerpräsident Mariano Rajoy sowie zahlreiche weitere Politiker und Behördenvertreter. Nach der Minute der Stille applaudierten die Tausenden anwesenden Menschen im Gedenken an die Opfer minutenlang.
Die spanische Fußball-Liga will an diesem Wochenende vor allen Spielen der ersten, zweiten und dritten Profi-Ligen eine Gedenkminute abhalten. Die erste Liga startet ihre Saison am Freitagabend. Der FC Barcelona bestreitet sein erstes Spiel am Sonntag. Der Verein sprach den Opfern, ihren Angehörigen sowie den Einwohnern und Besuchern Barcelonas sein Mitgefühl aus. Als Zeichen des Respekts für die Opfer würden die Flaggen an den Einrichtungen des Clubs auf halbmast fliegen. Die Spieler würden bei allen Begegnungen des Vereins am Wochenende mit schwarzen Armbinden auflaufen, heißt es in einer Mitteilung.
Als Reaktion auf den Anschlag von Barcelona hat Spaniens Ministerpräsident Rajoy außerdem eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen.
Terror in Barcelona: Tote und Verletzte - Belgierin unter den Toten
belga/dpa/dlf/rkr/okr/rtbf/faz/mh - Bild: Javier Soriano/AFP