Einen "historischen Schritt" nannte EU-Ratspräsident Donald Tusk die Entscheidung für den Aufbau einer gemeinsamen, dauerhaften Militärstruktur. Tatsächlich gibt es ähnliche Ideen bereits seit den Gründertagen der heutigen EU, also seit den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Aber umgesetzt wurde diese Idee bislang nicht.
Neue Entscheidungen gab es auch für den gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus. Die EU-Staaten wollen die Anbieter von Internet-Diensten stärker in die Pflicht nehmen. Aufrufe zur Gewalt per Internet sollen unterdrückt und deren Verfasser durch neue Mechanismen ausfindig gemacht werden. Sollten die Anbieter nicht freiwillig mit der EU bei diesen Maßnahmen zusammenarbeiten wollen, drohte Tusk mit Gesetzen.
Begleitet wurden die einmütigen Entscheidungen allerdings von Misstönen: Der neue französische Präsident Emmanuel Macron provozierte mit scharfer Kritik an osteuropäischen Ländern. Hintergrund ist unter anderem der Streit über die Verteilung von Flüchtlingen.
Die Staats- und Regierungschefs einigten sich beim Gipfel auch darauf, die Möglichkeit zu Grenzkontrollen im Schengen-Raum neu zu definieren. Außerdem verlängerten sie die Sanktionen gegen Russland um weitere sechs Monate, wegen der unzureichenden Fortschritte im Friedensprozess für die Ukraine. Im letzten Jahr war beschlossen worden, die Handels- und Investitionsbeschränkungen erst dann aufzuheben, wenn die Vereinbarungen des Friedensplans von Minsk zum Ukraine-Konflikt komplett erfüllt sind. Dies ist noch nicht der Fall.
Die britische Premierministerin Theresa May präsentierte Vorschläge zum Thema Brexit. May will unter anderem allen EU-Bürger, die länger als fünf Jahre in Großbritannien leben, das Recht einräumen, auch nach dem Brexit in Großbritannien wohnen zu bleiben. Wer derzeit rechtmäßig im Vereinigten Königreich lebe, solle nicht gezwungen werden, das Land zu verlassen. Familien sollten nicht getrennt werden. Es geht um rund 3,2 Millionen EU-Bürger in Großbritannien, die nach dem Antrag des Landes auf EU-Austritt um ihre Zukunft fürchten.
Premierminister Charles Michel sagte in einer ersten Reaktion, die Aussagen von May seien noch sehr vage. Jetzt sei es die Aufgabe des EU-Unterhändlers Michel Barnier, die Einzelheiten mit den Briten auszuarbeiten.
Insgesamt zeigte sich Michel zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Gipfels. Das ständige Krisenmanagement habe aufgehört. Eine neue Dynamik sei zu spüren, der Wille, die EU durch eigene Entscheidungen voranzubringen und selbst zu gestalten.
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Anstatt neue Ideen zu lancieren, sollte die EU lösbare Probleme lösen von denen auch jeder Bürger was hat wie zum Beispiel Kampf dem Sozialdumping, Verbraucherschutz. Eine Konkurrenz zur NATO ist weniger notwendig.