Der Kremlkritiker Alexej Nawalny, der zu den Kundgebungen aufgerufen hatte, wurde noch vor dem Beginn einer Demonstration in der Hauptstadt Moskau auf ein Polizeirevier gebracht. Nawalnys Frau schrieb bei Twitter, ihr Mann sei am Verlassen der Wohnung in Moskau gehindert worden.
In Moskau griff die Polizei bei der nicht genehmigten Kundgebung hart durch und nahm allein dort rund 600 Menschen in Gewahrsam. In St. Petersburg wurden etwa 300 Menschen abgeführt.
Der 41-jährige Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin hatte für diesen Montag zu Demonstrationen gegen Korruption in Regierung und Verwaltung in rund 200 Städten aufgerufen. In Moskau wollte Nawalny trotz eines Verbots in der Nähe des Kreml protestieren. Im nächsten Jahr will er als Präsidentschaftskandidat antreten.
In Moskau und einigen anderen Städten hatten die Behörden die Kundgebungen gegen Korruption in der russischen Führung unter Auflagen genehmigt. In anderen Orten wurden die Demonstrationen verboten.
Bei einer ersten landesweiten Protestwelle Ende März waren Tausende meist junge Demonstranten festgenommen und zu mehrtägigen Arreststrafen verurteilt worden. Nawalny will 2018 bei der russischen Präsidentenwahl kandidieren.
Vor dem Nationalfeiertag setzten die Behörden Schüler und Studenten unter Druck, nicht zu Nawalnys Kundgebungen zu gehen. Vielerorts sollen kremltreue Gegenveranstaltungen stattfinden.
Am 12. Juni 1991 hatte Russland mit der Wahl von Boris Jelzin zum Präsidenten seine Unabhängigkeit von der Sowjetunion besiegelt.
dpa/est/mh - Archivbild: Sergei Brovko (afp)