Die britischen Wähler haben Premierministerin Theresa May eine Zitterpartie beschert. Nach Hochrechnungen könnte sie mit ihren Konservativen sogar die absolute Mehrheit verloren haben. Die BBC sah die Tories bei 322 Sitzen, das würde nicht für eine alleinige Regierungsmehrheit reichen. Rechnungen im Auftrag der Nachrichtenagentur PA sahen die Konservativen dagegen nach der Auszählung der ersten 100 von 650 Wahlkreisen bei 330 Sitzen. Damit könnte Mays Partei ohne Partner an der Macht bleiben. Die kritische Marke liegt bei 326 Sitzen.
Mays Wahlkampf-Strategie und ihre ungelenkes Auftreten in der Öffentlichkeit hatten ihr viel Kritik eingebracht. Die Labour-Partei mit ihrem Chef Jeremy Corbyn konnte nach der Prognose zulegen und kommt jetzt auf 252 (PA) bis 261 (BBC) Sitze. "Was immer das endgültige Ergebnis sein wird, unser positiver Wahlkampf hat die Politik zum Besseren verändert", teilte Corbyn über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. Der Altlinke ist vor allem bei jungen Wählern beliebt und hat im Wahlkampf auf soziale Themen gesetzt.
Am Freitagmorgen forderte Corbyn May zum Rückzug auf. Sie solle Platz für eine neue Regierung machen, sagte er am frühen Morgen. Auch May hat sich inzwischen zu Wort gemeldet. Das Land brauche eine Phase der Stabilität, erklärte sie in ihrem Wahlkreis Maidenhead.
Kommentatoren wiesen darauf hin, dass die Zahlen noch ungenau sein könnten und eine absolute Mehrheit noch möglich sei. Ein belastbarer Trend sollte im Laufe der Nacht feststehen - nach Auszählung der meisten der 650 Wahlbezirke. Das amtliche Endergebnis wird am Freitagnachmittag veröffentlicht.
dpa/br/rkr/mg - Bild: Daniel Leal-Olivas/AFP