Rund sieben Wochen nach der umstrittenen Festnahme des deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel gestattet die Türkei deutschen Diplomaten erstmals Zugang zu dem Inhaftierten. An diesem Dienstag will Generalkonsul Georg Birgelen den 43-jährigen "Welt"-Korrespondenten im Gefängnis besuchen. Yücel ist seit fünf Wochen in der Haftanstalt Silivri westlich von Istanbul inhaftiert. Zuvor war er bereits zwei Wochen in Polizeigewahrsam.
Die türkischen Behörden hatten dem Auswärtigen Amt am Montag mitgeteilt, dass Yücel ab sofort von der Botschaft betreut werden dürfe. Bislang hatten deutsche Diplomaten keinerlei Zugang zu ihm.
Dem Journalisten werden Volksverhetzung sowie Terrorpropaganda für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK und die von Ankara geächtete Gülen-Bewegung vorgeworfen. Ankara macht die Gülen-Bewegung für den gescheiterten Putsch im Juli 2016 verantwortlich.
Vor dem Hintergrund der Spannungen zwischen Deutschland und der Türkei kommt an diesem Dienstag auch der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Roth, nach Istanbul. Um 11.30 Uhr ist ein Pressegespräch Roths mit Journalisten im Generalkonsulat geplant. Roth hielt sich am Montag zu Gesprächen in Ankara auf.
Der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel hatte am Montag am Rande seiner Gespräche in Luxemburg erklärt, er habe seinen Kollegen Mevlüt Cavusoglu am Freitag nochmals gebeten, dass Deutschland Zugang zu Yücel erhält. Nun gebe es endlich Gelegenheit, "uns nach schweren Tagen der Haft von seinem Wohlbefinden zu überzeugen".
Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim hatte nach Angaben des Auswärtigen Amts der Bundesregierung schon Anfang März zugesagt, dass Botschaftsmitarbeiter Zugang zu Yücel erhalten - dieser wurde aber zunächst nicht gewährt. Die Türkei ist auch nicht dazu verpflichtet, eine konsularische Betreuung zu gewähren - da Yücel nicht nur deutscher, sondern auch türkischer Staatsbürger ist.
dpa/rkr - Bild: Matthias Balk (afp)