Tatsächlich scheint es diesmal keinen Haken zu geben - also keine 90 Tage-Regelung oder sonst eine komplizierte Regel. Die Roaming-Gebühren sollen tatsächlich zum 15. Juni wegfallen. Das heißt: Ab dann zahlt man dasselbe mit seinem Handy - ob man den Anruf nun in Belgien tätigt, in Deutschland oder Spanien. Egal, wo sie sich in der EU aufhalten, überall sollen die Endverbraucher bei ihrem Anbieter denselben Tarif zahlen fürs Telefonieren, SMS-Verschicken und das mobile Surfen wie in ihrem Heimatland.
Es gibt zahlreiche positive Reaktionen. Zum Beispiel vom in Belgien zuständigen Telekommunikationsminister Alexander De Croo. Er sagt: Die Kunden dürfen sich freuen. Und die Reaktion beweist, dass die Regelung einen Mehrwert für die Menschen hat, indem sie dem Alltag und vor allem dem Geldbeutel vieler Europäer etwas Gutes tun.
Durch die sogenannten Roaming-Gebühren haben Telefonanbieter in ganz Europa jahrelang gutes Geld verdient. Diese Einnahmen fallen jetzt weg. Zu befürchten ist, dass die Telekomanbieter jetzt einfach ihre Tarife erhöhen. Sie sind äußerst unzufrieden über die EU-Entscheidung. Allerdings muss man auch sagen, dass die Roaming-Obergrenzen seit Jahren von Europa gedeckelt werden. Das heißt der Umsatz, der so generiert wird, ist schon seit Jahren rückläufig.
Und: Die Unterhändler von Mitgliedsstaaten, EU-Kommission und Parlament haben ebenfalls ein Abkommen bei den sogenannten Großhandelspreisen erzielt. Das sind die Tarife, die die Mobilfunkanbieter sich gegenseitig berechnen. Auch die werden gedeckelt und drastisch zurückgefahren. Solange also Wettbewerb herrscht und es genug Anbieter auf dem Markt gibt, dürfte es auch interessante Angebote für die Endverbraucher geben. Die Gefahr einer Tariferhöhung besteht also, man darf aber auch zuversichtlich sein.
Der Wegfall der Roaming-Gebühren soll schon zum 15. Juni in Kraft treten. EU-Parlament und Mitgliedsstaaten müssen der Einigung ihrer eigenen Unterhändler aber noch zustimmen. Das gilt aber als reine Formalie. Kurz vor dem Sommerurlaub - Mitte Juni - dürften die Roaming-Gebühren dann tatsächlich nur noch ein Albtraum aus längst vergangenen Zeiten sein. Zehn Jahre hat es gedauert, viele Verhandlungsrunden gekostet, aber jetzt scheint Europa es geschafft zu haben: Telefonieren, SMS verschicken und mit dem Handy surfen auf Reisen im EU-Ausland dürfen nicht mehr teurer sein als zu Hause. Dafür dürfen die Mobilfunkanbieter keine Gebühren mehr verlangen.
Aber Achtung: Wenn man von seinem belgischen Handy aus daheim in Belgien eine deutsche Nummer anwählt, das ist und bleibt das ein Auslandsgespräch - also teurer. Daran ändert sich vorerst nichts.
Alain Kniebs - Illustrationsbild: Jonas Hamers/BELGA