Nach dem Lawinenabgang in Italiens Erdbebenregion suchen die Retter an dem verschütteten Hotel unter extremen Bedingungen weiter nach Dutzenden Vermissten. Die Aussicht auf Überlebende war jedoch gering. Es handle sich um eine sehr komplizierte Operation, sagte der Chef des Zivilschutzes Fabrizio Curcio am Donnerstagabend. Der Rettungseinsatz sollte auch in der Nacht, wenn möglich, weitergehen. Schneemassen und die Gefahr neuer Schneebretter behinderten den Einsatz in der Abruzzen-Berggemeinde Farindola.
Die immense Lawine hatte am Mittwoch das Vier-Sterne-Hotel Rigopiano nach einer heftigen Erdbebenserie komplett verschüttet und Teile mitgerissen. Nach Aussagen des Hoteldirektors waren bis zu 35 Menschen in dem Gebäude in 1.200 Metern Höhe. Auch mehrere Kinder wurden vermisst.
Nach Medienberichten wurden am Donnerstag vier Leichen gefunden, der Zivilschutz bestätigte zwei Tote. Mindestens zwei Menschen überlebten das Unglück.
"Mit jeder Stunde sinken die Hoffnungen, noch jemanden lebend zu finden", sagte der Bürgermeister des Ortes, Ilario Lacchetta, laut Nachrichtenagentur Ansa. Auch für die Retter ist es ein Einsatz, der ihnen alles abverlangt. "Hier sind Personen, die am Rande des Möglichen arbeiten", sagte Curcio. Rund 135 Mann waren am Donnerstag bei Minustemperaturen an dem Hotel im Einsatz. Die Lawinenwarnstufe stand bei vier von fünf. In den Abruzzen hatte es seit Tagen geschneit, der Schnee lag teils meterhoch.
Augenzeugen sprachen von apokalyptischen Szenen. Die Gäste hatten offenbar nach den vier schweren Erdbeben am Mittwoch in der Eingangshalle des Hotels auf ihre Abfahrt gewartet. In dem Schneechaos verzögerte sich aber wohl die Ankunft des Räumfahrzeugs. Ein Bekannter eines Überlebenden hatte zudem erzählt, er habe einen Notruf abgesetzt, aber niemand habe ihm geglaubt.
Die gesamte Region wird seit August von Erdbeben erschüttert. In den vergangenen Tagen kam der Schnee hinzu, viele Menschen waren ohne Strom. Auf zahlreichen Straßen war kein Durchkommen. Zum Wochenende soll sich das Wetter wieder etwas bessern.
dpa/est - Bild: CNSAS/AFP