Nach einem Terrorangriff mit Dutzenden Toten auf eine Silvesterparty in einem Istanbuler Nachtclub ist am Neujahrsmorgen auch nach Stunden noch mindestens ein Angreifer auf der Flucht. Die Suche in der türkischen Millionenmetropole dauere an, sagte Innenminister Süleyman Soylu nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu am Sonntagmorgen.
Nach Soylus Angaben stieg die Zahl der Toten nach den Schüssen in dem Club auf mindestens 39. Bislang seien 20 Opfer identifiziert, sagte der Minister. Darunter seien 15 Ausländer und fünf Türken.
Bei dem Anschlag kam auch ein Mann ums Leben, der sowohl die belgische als auch die türkische Nationalität hat. Das hat das Außenministerium in Brüssel bestätigt. Medienberichten zufolge soll es sich bei dem Opfer um einen 20-Jährigen handeln, der in Genk wohnt. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es nicht.
Zahl der Angreifer unklar
Gesundheitsminister Recep Akdag sagte laut Anadolu, 65 Verletzte würden in Krankenhäusern behandelt. Vier davon seien schwer verletzt. Auch unter den Verletzten seien zahlreiche Ausländer. Soylu sagte, Ermittlungen der Sicherheitskräfte deuteten darauf hin, dass es sich nur um einen Schützen gehandelt habe.
Die Nachrichtenagentur DHA hatte dagegen gemeldet, zwei als Weihnachtsmänner verkleidete Terroristen seien in den Nachtclub Reina eingedrungen und hätten das Feuer mit automatischen Waffen eröffnet. Auch eine Augenzeugin hatte von zwei Angreifern gesprochen. Zum Zeitpunkt des Angriffs waren nach Angaben von DHA 700 bis 800 Menschen in dem Club.
"Hinterhältiger und verräterischer Terroranschlag"
Justizminister Bekir Bozdag teilte auf Twitter mit: "Das ist ein hinterhältiger und verräterischer Terroranschlag gegen unsere Türkei, unseren Frieden, unsere Einheit, unsere Brüderlichkeit und gegen uns alle." Der Kampf gegen den Terror werde "entschlossen" weitergeführt. Präsident Recep Tayyip Erdogan zeigte sich tief erschüttert über den Anschlag, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf Regierungskreise berichtete.
US-Präsident Barack Obama bot den türkischen Behörden Hilfe an, wie das Weiße Haus mitteilte. Die EU-Außenbeauftragte Frederica Mogherini schrieb auf Twitter: "2017 startet mit einem Angriff in Istanbul. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Wir arbeiten weiter daran, solche Tragödien zu verhindern."
Der Zeitung "Hürriyet" zufolge waren am Silvestertag erst acht Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat in Ankara festgenommen worden, die einen Anschlag Silvestertag geplant haben sollen.
Aus Angst vor möglichen Anschlägen waren in der Silvesternacht Medienberichten zufolge 17.000 Polizisten in Istanbul im Einsatz. An der zentralen Ausgehmeile Istiklal Caddesi kontrollierten Sicherheitskräfte die Zugänge und durchsuchten Taschen.
dpa/belga/rkr/km - Bild: Yasin Akgul/AFP