Allein in der südlich von Peking gelegenen Provinz Henan hätten fast 3000 Unternehmen, die ihre Produktion komplett stoppen sollten, offenbar einfach weiter gearbeitet, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Mittwoch einen hohen Regierungsbeamten.
Zahlreiche Unternehmen, die ihre Produktion teilweise einstellen sollten, hätten sich ebenfalls nicht an das Verbot gehalten, wie aus ihrem unverändert hohen Stromverbrauch zu erkennen sei. Firmen, die sich falsch verhalten haben, sollen nun bestraft werden.
Wegen der bisher schlimmsten Luftverschmutzung des Jahres hatten Peking und über 20 andere Städte am Freitag die höchste Smog-Alarmstufe "Rot" ausgerufen, die Fahrverbote, Fabrik- und Schulschließungen zur Folge hatte. In einigen Städten erreichte die Konzentration von gefährlichem Feinstaub, der über die Lunge ins Blut gelangen und Krebs verursachen kann, solche Ausmaße, dass sie auf Chinas offizieller Skala für Luftqualität nicht mehr erfasst werden konnte.
Messungen in Peking ergaben am Mittwoch Feinstaub-Werte von über 430 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft - das Siebzehnfache des Grenzwertes der Weltgesundheitsorganisation (WHO). "Der Smog ist so üblich geworden, dass viele die Hoffnung aufgegeben haben, dass etwas dagegen getan werden kann", schrieb Xinhua über die schlechte Luft in der Hauptstadt. Dichter Autoverkehr, dreckige Fabriken und Kraftwerke aber auch die Verbrennung von Kohle, mit der in den Wintermonaten im Norden des Landes geheizt wird, gelten als Hauptursachen für den immer wiederkehrenden Smog.
Am Dienstag hatte Greenpeace davor gewarnt, dass bereits mehr als 460 Millionen Menschen in sechs Provinzen von der aktuellen Smog-Glocke betroffen und "stark verschmutzter" oder "gefährlicher" Luft ausgeliefert seien. Die Umweltorganisation forderte Peking auf, entschlossener vorzugehen und nicht nur neue Umweltgesetze zu beschließen, sondern auch dafür zu sorgen, dass sie eingehalten werden.
Für die Regierung ist die Situation ein Dilemma: Einerseits muss sie gegen die fatale Umweltverschmutzung vorgehen, die immer mehr Menschen in den Städten nicht mehr akzeptieren wollen. Andererseits hätten massenweise Fabrikschließungen, die nötig wären, um die Luft schnell zu verbessern, Millionen Arbeitslose zur Folge. Sie müssten mit neuen Jobs und staatlichen Hilfen versorgt werden.
Laut Vorhersagen dürfte sich die Luftqualität in Peking in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag durch kalten Nordwind kurzzeitig bessern. Schon am Wochenende soll die nächste Smog-Wellen folgen.
dpa/fs/km - Bild: Wang Zhao/AFP