Die Evakuierung der Rebellengebiete in der nordsyrischen Stadt Aleppo kommt nach Angaben von Aktivisten nur langsam voran. Augenzeugen berichten, tausende Menschen warteten bei Wintertemperaturen auf Busse, die sie aus der Stadt bringen sollen.
Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte laufen die Vorbereitungen für den nächsten Konvoi. Die Evakuierung hatte am Donnerstag begonnen. Ein Abkommen zwischen Regierung und Rebellen sieht vor, dass Kämpfer und Zivilisten die Stadt verlassen und in andere Gebiete unter Kontrolle der Opposition gebracht werden.
Aus syrischen Regierungskreisen hieß es, bislang hätten mehr als 8.000 Menschen Ost-Aleppo verlassen. Nach russischen Angaben wurden bisher rund 6.500 Menschen aus der Stadt gebracht. Das Internationale Rote Kreuz geht davon aus, dass die Evakuierung noch Tage dauern wird.
Am Donnerstag hatte sich zunächst der Beginn der Mission verzögert. Bevor die ersten Menschen herausgebracht werden konnten, habe es Schüsse gegeben, sagte die Leiterin der Mission des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Marianne Gasser. Bis zuletzt sei nicht klar gewesen, ob die internationalen Helfer ihre Mission durchführen konnten. In den eingeschlossenen Gebieten warteten immer noch mehr als 200 Verletzte und Kranke auf ihren Abtransport.
Die syrische Armee rückte unterdessen in einige frühere Rebellengebiete in Ost-Aleppo ein und hisste ihre Fahnen auf den Gebäuden. Syriens Präsident Baschar al-Assad hatte Aleppo zuvor für "befreit" erklärt.
Aleppo gehörte zu den am schwersten umkämpften Orten im syrischen Bürgerkrieg. Fast seit Beginn der Kämpfe vor mehr als vier Jahren war die Stadt zwischen der syrischen Armee und bewaffneten Aufständischen geteilt. Vor einem Monat hatte die Armee zusammen mit Verbündeten eine Großoffensive auf die Rebellengebiete gestartet und fast alle Viertel im Osten Aleppos zurückerobert. Die Rebellen einigten sich mit der Führung in Damaskus auf einen Abzug.
dpa/sh - Foto: Omar Haj KadourAFP