Sieben Angaben sind künftig Pflicht: Der Energiegehalt ausgedrückt in Kilojoule und Kalorien sowie der Anteil von Fett, gesättigten Fettensäuren, Kohlenhydraten, Zucker, Eiweiß und Salz. Die Angaben müssen genau in dieser Reihenfolge gemacht werden und sich immer auf 100 Gramm oder 100 Milliliter beziehen.
Allein das schon ist ein Fortschritt gegenüber bisherigen Angaben. Denn auf vielen Verpackungen wurde zwar schon über den Anteil von Fett, Zucker und Co. informiert. Aber nicht immer bezog sich das auf 100 Gramm oder 100 Milliliter. Manche Hersteller bezogen die Angaben nur auf eine Portion, ein Stück, weniger oder mehr als 100 Gramm. Einfach die Zahlen im Kästchen zu Zucker oder Salz zwischen zwei Produkten zu vergleichen, führte da oft in die Irre.
Produkte besser miteinander vergleichen
Damit ist jetzt Schluss, wie Fabienne Lahaye vom belgischen Verband der Lebensmittelindustrie Fevia gegenüber der RTBF bestätigt. Sie sagt: Der Verbraucher wird mehr Informationen haben und wird Produkte miteinander vergleichen können. Wenn jemand zum Beispiel den Konsum von Salz verringern muss, wird er die Produkte wählen können, die ihm dabei helfen.
In einem Video informiert Fevia auf seiner Internetseite über die neue Nährwerttabelle. Lustige farbige Figuren verdeutlichen darin, aus welchen Quellen viel Zucker, Fett oder Proteine kommen.
Als es um die Verabschiedung des EU-Gesetzes ging, durch das die neue Nährwerttabelle eingeführt wurde, hatte sich die Lebensmittelindustrie dagegen noch gegen Farben gewehrt. Eine Ampel für Nährwerte lehnte sie ab. Diese Ampel hätte aus drei Farben bestand: Rot für "schlecht" für die Gesundheit, gelb für "in Maßen vertretbar", grün für "unbedenklich". Ein solches System sei zu einfach, hieß es damals. In ihm müsste zum Beispiel auch Olivenöl für seinen Fettgehalt eine rote Ampel bekommen. Obwohl Olivenöl durchaus als gesundes Lebensmittel anerkannt ist.
Sinn oder Unsinn der neuen Nährwerttabellen umstritten
Verbraucherschützer sahen das anders. Die Ampel sei einfach zu verstehen. Die jetzt eingeführte Tabelle müsse man genau studieren. Und das würden die wenigsten Menschen im Alltag tun.
Ein Argument, dem sich auch Nicolas Guggenbühl anschließt. Zwar gibt der Ernährungswissenschaftler zu, dass die Angaben auf den Verpackungen Anhaltspunkte dafür geben, wie viel Kalorien man am Tag zu sich nimmt. Aber er sagt auch, dass die wenigsten Verbraucher überhaupt auf diese Informationen schauen würden. Grundsätzlich gelte nämlich, dass das Lesen von Informationen und Zahlen eher kompliziert sei. Und die meisten Menschen diese Informationen dann doch kaum verstehen würden.
Der Streit um den Sinn oder Unsinn der neuen Nährwerttabellen bleibt also ungelöst. Fakt ist allerdings: Seit Dienstag sind sie Pflicht, werden aber noch nicht auf allen Lebensmittelverpackungen zu finden sein. Denn Verpackungen, die vor dem 13. Dezember hergestellt worden sind, müssen nicht nachgerüstet werden. Und bei Alkohol, Wasser und unverpackten Lebensmittel sind die neuen Tabelle sowieso nicht vorgeschrieben.
Kay Wagner - Illustrationsbild: Jonas Hamers/BELGA