Die Lage im syrischen Aleppo ist nach Angaben der Vereinten Nationen angesichts verschärfter Kämpfe höchst besorgniserregend. Willkürliche Bombardements aus der Luft im östlichen Teil der Stadt hätten viele Zivilisten getötet und verletzt und Tausende vertrieben, sagte UN-Sprecher Stéphane Dujarric am Montag. Im östlichen Aleppo lebten 275.000 Menschen in "entsetzlichen Zuständen" und benötigten dringend Unterstützung, da humanitäre Helfer die Gegend seit Juli nicht mehr hätten betreten können.
Die letzten Lebensmittelrationen des Welternährungsprogramms seien den Betroffenen vor gut zwei Wochen ausgegangen. Auch Vorräte von Partner-Organisationen neigten sich dem Ende. Die UN stünden bereit, die Betroffenen umgehend zu versorgen, sagte Dujarric in New York.
Das syrische Regime und Verbündete hatten am Montag weitere Teile der Rebellengebiete eingenommen. Sie beherrschen jetzt den kompletten Norden der bislang von der Opposition gehaltenen Viertel. Damit haben die Regimegegner innerhalb weniger Tage mehr als ein Drittel ihres Gebietes in der Stadt verloren. "Das ist die schwerste Niederlage der Rebellen, seitdem sie Aleppo 2012 eingenommen haben", sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman. Bei neuen Angriffen gab es nach seinen Angaben elf Tote, darunter vier Kinder.
Unter den Einwohnern in Ost-Aleppo herrschten Panik und Verzweiflung. Tausende Zivilisten waren auf der Flucht vor Kämpfen und Luftangriffen. Sie flohen nach Angaben von Aktivisten in Stadtteile unter Kontrolle des Regimes und in von Kurden gehaltene Viertel. Andere suchten im Südosten Aleppos in Rebellengebieten Schutz.
Den Regimegegnern droht nun in der seit Monaten umkämpften Stadt ein totaler Zusammenbruch. Sollte das Regime den bislang von der Opposition kontrollierten Osten Aleppos vollständig einnehmen, wäre das ein massiver Rückschlag für die Rebellen. In diesem Fall hätte die Regierung die Kontrolle über alle großen Städte zurückgewonnen.
Die frühere Handelsmetropole gehört im bald sechs Jahre dauernden syrischen Bürgerkrieg zu den umkämpftesten Gebieten. Als neben Damaskus größte Stadt des Landes ist sie strategisch und symbolisch wichtig. Bislang ist Aleppo geteilt: Das Regime und Verbündete kontrollieren die Stadtteile im Westen, Rebellen den Osten. Die Oppositionsgebiete sind seit Anfang September wegen einer Blockade der Armee von der Außenwelt abgeschottet.
Im Osten Aleppos sollen nach Schätzungen noch rund 250.000 Menschen leben. Wegen der Blockade fehlt es dort akut an Lebensmitteln, sauberem Trinkwasser, Strom und medizinischer Versorgung. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz warnte, in dem eingekesselten Gebiet gingen die Nahrungsmittel zur Neige. Nach heftigen Bombardierungen durch Syriens Regime und Russland sind nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) acht von neun Krankenhäusern außer Betrieb.
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