Unwetter mit heftigen Regenfällen haben mehrere Regionen in Italien heimgesucht und möglicherweise zwei Menschen in den Tod gerissen. Bei Turin im Norden und in Sizilien im Süden wurde je ein Mensch vermisst. Im Piemont im Norden wurde am Freitag zwar die höchste Alarmstufe Rot aufgehoben, Entwarnung gab der italienische Zivilschutz aber noch nicht. In Ligurien galt noch die Alarmstufe Gelb. Die dortigen Behörden schätzen, dass das Unwetter Schäden in Höhe von 100 Millionen Euro angerichtet hat.
Auch in Sizilien regnete es heftig. Ein Bauer wurde in der Region Agrigent vermisst, möglicherweise rissen die Wassermassen sein Auto mit, berichteten italienische Medien.
Sorgen bereiteten den Menschen im Norden derweil vor allem die hohen Pegelstände der Flüsse Tanaro und Po. Wegen des Hochwassers hatte sich in Turin die Vertäuung von zwei Ausflugsbooten gelöst - sie krachten gegen eine Brücke. Der Versuch, eines der Boote zu bergen, scheiterte am Nachmittag zunächst.
Renzi: Hochwasser-Gefahr noch nicht gebannt
Eine Autostunde von Turin entfernt stürzte ein 70-Jähriger ins Wasser und gilt seitdem als vermisst, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Der Mann habe einige seiner Pferde von der Weide holen wollen, als der Damm eines Flusses brach.
Die Hochwasser-Gefahr sei noch nicht gebannt, sagte Premierminister Matteo Renzi am Samstagmorgen beim Besuch des Einsatzzentrums des Zivilschutzes in Turin. "Wir erwarten noch Hochwasser in Asti und Alessandria."
Zahlreiche Brücken und Straßen blieben in den betroffenen Regionen im Nordosten des Landes auch am Freitag gesperrt, Schüler und Studenten mussten vielerorts Zuhause bleiben. Der Zivilschutz meldete Erdrutsche. Ein Video zeigte, wie zwischen zwei Häusern in der Gemeinde Rezzo in Ligurien ein Wasserfall niederging. Für die Provinz wurde der Notstand verhängt, teilte der Zivilschutz mit.
Mindestens 400 Menschen obdachlos
Mindestens 400 Menschen seien allein in den Provinzen Cuneo und Turin obdachlos, berichtete Ansa. Mehrere Dörfer waren von der Außenwelt abgeschnitten. Wegen des drohenden Hochwassers hatte sogar der Süßwarenhersteller Ferrero aus Sicherheitsgründen seine größte italienische Produktionsstätte in Alba nahe dem Fluß Tanaro geschlossen.
Italien wird immer wieder von Hochwasser heimgesucht. In den Gemeinden am Tanaro weckten die neuen Überschwemmungen Erinnerungen an eine Flutkatastrophe vor 22 Jahren. Auch die Zeitungen stellten am Freitag Bezüge her zu der Flut im Jahr 1994, als 64 Menschen starben. "Im Piemont und in Ligurien kehrt der Alptraum der Flut zurück", schrieb "La Repubblica". Der Bürgermeister der Gemeinde Garessio, Sergio Di Steffano, hatte bereits am Donnerstag gesagt, die Situation nähere sich der in den 90er Jahren.
Regen und Gewitter gingen auch über der Hauptstadt Rom nieder, was zeitweilig ein Verkehrschaos auslöste.
dpa/est - Bild: Marco Bertorello/AFP