China hat die nächste Phase seines ehrgeizigen Weltraumprogramms eingeläutet. Das Raumschiff "Shenzhou 11" startete am Montag mit zwei Astronauten an Bord ins All. Der Staatssender CCTV sprach von einem "erfolgreichen" Start und zeigte Bilder der Trägerrakete vom Typ "Langer Marsch-2F", die mit einem langen Feuerschweif vom Raumfahrtzentrum Jiuquan am Rande der Wüste Gobi in Nordwestchina abhob und sich dann stufenweise von der "Shenzhou 11" löste. Das Schiff soll nun in den nächsten zwei Tagen an Chinas neues Raumlabor "Tiangong 2" andocken, das vergangenen Monat ins All geschossen worden war.
Die beiden Besatzungsmitglieder Jing Haipeng und Chen Dong sollen 30 Tage im All bleiben und dabei Wartungsarbeiten und wissenschaftliche Experimente durchführen. Die Experimente und auch die Dockmanöver auf dem sechsten bemannten Raumflug Chinas sind wichtige Voraussetzungen für den Bau einer eigenen chinesischen Raumstation, die um das Jahr 2022 herum fertig werden soll.
Sollte die Internationale Raumstation (ISS) wie vorgesehen 2024 ihren Dienst einstellen, wäre China danach die einzige Nation mit einem permanenten Außenposten im All. Doch die Raumfahrt-Pläne der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt gehen noch weiter: 2021 will China erstmals mit einer Sonde auf dem Mars landen; für das Jahr 2024 wird zudem eine bemannte Landung auf dem Mond angepeilt.
In dem neuen Raumlabor "Tiangong 2" können die zwei Astronauten länger als im Vorgängermodell leben. Auch hat das Labor eine höhere Ladekapazität und lässt sich erstmals auftanken. Die Astronauten sollen es bequemer haben und sogar Fernsehprogramme von der Erde empfangen können. Es gibt auch einen zweiten Dockmechanismus und bessere Steuerungssysteme.
Nach dem Flug der Astronauten soll im April 2017 das erste Frachtschiff "Tianzhou 1" (Himmlisches Schiff) folgen, um Material zu liefern und das Raumlabor aufzutanken. Es wäre Chinas erster unbemannter, robotergesteuerter Nachschubflug.
Das Raumlabor "Tiangong 2" soll mindestens zwei Jahre in Betrieb bleiben. An das Vorgängermodell "Tiangong 1", das 2011 ins All geschickt worden war, haben zuvor drei bemannte Raumschiffe angedockt.
"Tiangong 1" war zweieinhalb Jahre länger im Einsatz als geplant. Nach Angaben von Raumfahrtexperten verlor die Bodenkontrolle im März den Zugriff auf die Steuerung des Raumlabors, das sich seither unkontrolliert auf die Erde zubewegt. In der zweiten Hälfte 2017 soll es in der Atmosphäre weitgehend verglühen.
dpa/jp - Bild: STR/AFP