Hilfskonvois der Vereinten Nationen sowie notleidende Menschen in belagerten syrischen Städten warten weiter auf grünes Licht des Regimes in Damaskus für den Beginn der Versorgungsaktion. Dutzende Lastwagen mit Hilfsgütern für den von Rebellen gehaltenen Osten der Großstadt Aleppo und weitere belagerte Gebiete stehen bereit. Allerdings hatten die UN-Konvois noch keine Erlaubnis zur Weiterfahrt erhalten, sagte der UN-Syrienbeauftragte Staffan de Mistura. "Doch wir haben die Passierscheine noch nicht bekommen, dies muss sofort geschehen."
Syrische Regierungseinheiten begannen nach Angaben Russlands mit dem Abzug von Truppen und Gerät von der Hauptversorgungsroute bei Aleppo. Damit sollen humanitäre Hilfslieferungen erleichtert werden, sagte General Wladimir Sawtschenko am Donnerstag der russischen Agentur Ria Nowosti. Der Schritt erfolge in Übereinstimmung mit den internationalen Vereinbarungen.
Neue Friedesngespräche?
Der russische Vizeaußenminister Gennadi Gatilow sagte in Moskau, er schließe neue Syrien-Friedensgespräche zwischen Vertretern von Machthaber Baschar al-Assad und den Rebellen Ende September oder im Oktober nicht aus.
Die USA kündigten unterdessen an, ihren Verbündeten den Inhalt des Syrien-Abkommens zwischen Washington und Moskau darzulegen. Das erklärte der Sprecher des Außenministeriums, Mark Toner, am Donnerstag in Washington. In der kommenden Woche werde man sich in New York mit anderen Mitgliedern der Unterstützergruppe für Syrien (ISSG) zusammensetzen und ihnen die Details erklären, sagte er. Toner ließ aber offen, ob die USA den anderen Ländern den kompletten Text des Abkommens zugänglich machen werden.
Mehr als 600.000 Zivilisten von Außenwelt abgeschnitten
Washington und Moskau hatten am vergangenen Wochenende eine Waffenruhe für Syrien vereinbart. Hält diese für sieben Tage, wollen beide Länder zusammenarbeiten, um Militärschläge gegen den Islamischen Staat (IS) und die Miliz Dschabhat Fatah al-Scham (früher: Al-Nusra Front) vorzubereiten. Teil der Vereinbarung über die Waffenruhe ist auch, dass Menschen in Not versorgt werden. Nach UN-Angaben sind mehr als 600.000 Zivilisten von der Außenwelt abgeschnitten und grauenhaften Bedingungen ausgesetzt.
Bei Luftangriffen auf IS-Gebiet im Osten Syriens sind nach Angaben von Aktivisten unterdessen mindestens elf Zivilisten getötet worden, darunter zwei Kinder. Mehr als 30 Menschen seien bei der Bombardierung der Stadt Al-Majadin verletzt worden, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstag. Es sei unklar, ob Flugzeuge der USA oder Russlands die Angriffe nahe der IS-Hochburg Dair as-Saur geflogen hätten, hieß es weiter. Das IS-Sprachrohr Amak sprach im Internet von 15 Toten und machte Moskaus Luftwaffe für die Bombardierung verantwortlich.
dpa/jp - Bild: Amer Almohibany/AFP