Die Zahl der Toten nach dem Erdbeben in Italien ist über Nacht weiter gestiegen. Der Zivilschutz geht in einer vorläufigen Bilanz mittlerweile von 241 Toten aus. Jedoch wird von mehr Opfern ausgegangen. "In Amatrice sind wir bereits bei 200 Toten", sagte der Bürgermeister der kleinen Stadt, die es besonders schlimm getroffen hat. In der Nacht seien weitere Leichen aus den Trümmern geborgen worden. Derzeit konzentrieren sich die Rettungsarbeiten auf das eingestürzte örtliche Hotel. Dort sollen sich zum Zeitpunkt des Bebens bis zu 70 Menschen aufgehalten haben.
Die Rettungskräfte gehen davon aus, dass Verschüttete bis zu drei Tage ohne Wasser überleben könnten. Bisher wurden 215 Menschen lebend aus den Trümmern gerettet.
Das Erdbeben der Stärke von mehr als 6 hatte in der Nacht zu Mittwoch mehrere Orte in Mittelitalien dem Erdboden gleichgemacht. Auch am Donnerstag gab es noch Dutzende Nachbeben. Die Einsatzkräfte hatten in der Nacht mit Spürhunden und Taschenlampen weiter nach Lebenszeichen verschütteter Opfer gesucht. Sie fanden Dutzende Tote.
Das Beben ist damit inzwischen genauso verheerend wie das von L'Aquila im April 2009. Damals kamen mehr als 300 Menschen ums Leben. Die Hoffnung war, das neue Beben werde nicht das gleiche Ausmaß annehmen würde. Jedoch hatte schon Regierungschef Matteo Renzi bei einem Besuch in den zerstörten Dörfern angedeutet, dass es mehr Tote geben werde. Hunderte sind verletzt. Wie viele Menschen noch verschüttet sind, ist unklar. Tausende sind obdachlos, nachdem ihre Häuser eingestürzt sind. In Notzelten verbrachten viele die Nacht.
Besonders betroffen waren die kleineren Orte Amatrice und Accumoli in Latium und Pescara del Tronto in den Marken. So wurden dem Zivilschutz zufolge bisher 190 Tote in Latium gezählt und 57 in den Marken - gemäß den neueren Angaben des Bürgermeisters von Amatrice dürfte die Gesamtzahl also noch deutlich höher liegen. In der Region waren viele alte und historische Bauten wie Kartenhäuser eingestürzt.
Am Donnerstag war ein Treffen des Ministerrats in Rom geplant, um das weitere Vorgehen zu beraten. In der Region soll der Notstand ausgerufen werden.
Belgien hat der italienischen Regierung Hilfe bei der Bergung von Verschütteten angeboten. Wie Außenminister Reynders mitteilte, stehen Experten der schnellen Eingreifeinheit B-Fast zur Verfügung, sollte Italien diese benötigen.
Italien ist hoch erdbebengefährdet, weil unter dem Apennin die afrikanische und die eurasische Platte aufeinanderstoßen. Immer wieder gibt es schwere Erdbeben mit vielen Toten.
dpa/vrt/jp/mg - Bild: Filippo Monteforte/AFP