Der Terroranschlag in der Türkei mit mehr als 50 Toten ist international verurteilt worden. Die US-Regierung nannte die Tat barbarisch. "Wir stehen bei der Verteidigung der Demokratie gegen alle Arten von Terrorismus an der Seite des türkischen Volkes", erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Ned Price, am Sonntag. Die USA stünden in engem Kontakt mit den türkischen Behörden.
Vizepräsident Joe Biden werde bei seinem geplanten Besuch am Mittwoch ebenfalls bekräftigen, "dass wir der Zusammenarbeit mit der Türkei, unserem geschätzten Nato-Partner und Verbündeten (...) verpflichtet sind".
Der UN-Generalsekretär Ban KI Moon veruteilte das Terrorattentat. Er sprach den Familien der Opfer sein tiefstes Beileid aus und sandte den Verletzten Genesungswünsche. Er hoffe, dass die Hintermänner des Anschlags schnell identifiziert werden können und vor Gericht gestellt werden, wie die Weltorganisation am Sonntag in New York mitteilte.
Die Bundesregierung sicherte zu, im Kampf gegen den Terrorismus weiter eng an der Seite der Türkei zu stehen. In einem Kondolenztelegramm an Ministerpräsident Binali Yildirim drückte Bundeskanzlerin Angela Merkel ihr Mitgefühl und Beileid aus.
Auch die EU-Kommission und die Nato sicherten der Regierung in Ankara am Sonntag Solidarität zu. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte in Brüssel: "Wir stehen in dieser schwierigen Zeit in Solidarität vereint mit unseren türkischen Verbündeten." Der französische Präsident François Hollande verurteilte den "schändlichen Anschlag".
Großteil der Opfer sind Kinder und Jugendliche
Mittlerweile ist die Zahl der Todesopfer laut türkischen Medienberichten auf 54 gestiegen. Am Morgen seien drei weitere Menschen ihren schweren Verletzungen erlegen, berichtete der TV-Sender CNN Türk am Montag. Noch immer würden 66 Verletzte in verschiedenen Krankenhäusern der Stadt behandelt. 14 von ihnen seien schwer verletzt.
Die meisten Opfer des jüngsten Selbstmordanschlags in der Türkei sind nach Angaben der Behörden Kinder und Jugendliche. Türkische Nachrichtensender berichteten, 29 von 44 identifizierten Toten seien unter 18 Jahre alt.
Ein Kind zwischen 12 und 14 Jahren soll den blutigen Anschlag von Gaziantep verübt haben. Dabei blieb am Sonntag zunächst unklar, ob sich das Kind selbst in die Luft gesprengt hat oder ob der Sprengsatz per Fernzünder ausgelöst worden war. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sagte nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu, es könne sich um einen "Selbstmordattentäter" gehandelt haben, der sich in die Luft gesprengt habe oder "gesprengt wurde". Erste Hinweise deuteten darauf hin, dass die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) Drahtzieher des Anschlags war.
Der Chef der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP, Selahattin Demirtas, sagte, das Ziel seien Kurden und der Bräutigam, ein HDP-Mitglied, gewesen. Nach Medienberichten überlebten Braut und Bräutigam verletzt. Unter den Toten seien viele Kinder. Im Beybahce-Viertel der Millionenstadt wohnen viele aus den Südostprovinzen zugezogene Kurden. Der Anschlag war bei den Feierlichkeiten auf offener Straße verübt worden.
Niemand bekannte sich bisher zu dem Blutbad
Die türkische Regierung hatte den IS in der Vergangenheit für zahlreiche Anschläge im Land verantwortlich gemacht. Mehrmals waren offenbar Kurden das Ziel. Der IS bekannte sich jedoch zu keinem der Bombenattentate in der Türkei. Die Terrormiliz übernahm dagegen in der Vergangenheit die Verantwortung für Morde an syrischen Oppositionellen in Gaziantep. Die gleichnamige Provinz grenzt an das Bürgerkriegsland Syrien. Auf der syrischen Seite kontrolliert der IS ein großes Gebiet.
Erdogan verurteilte den Anschlag und sagte, in der Vergangenheit sei die Polizei schon gegen IS-Zellen in Gaziantep vorgegangen. Er kündigte an: "Natürlich werden unsere dortigen Sicherheitskräfte diese Einsätze noch intensiver fortsetzen."
Erdogan sagte, die Urheber des Anschlags versuchten, das Volk gegeneinander aufzubringen, indem sie "ethnische und religiöse Empfindlichkeiten" für ihre Zwecke nutzten. Damit hätten sie keinen Erfolg. Er machte dabei keinen Unterschied zwischen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, der Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen und dem IS.
dpa/est - Bild: Ilyas Akengin/AFP