Die führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) sehen sich für mögliche negative Folgen des geplanten Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union gut gewappnet. Angesichts der zusätzlichen Unsicherheiten für die Weltwirtschaft durch einen möglichen Brexit zeigten sich die Finanzminister und Notenbankchefs der Gruppe am Sonntag demonstrativ zuversichtlich: "Die Länder der G20 sind gut aufgestellt, um proaktiv potenzielle wirtschaftliche und finanzielle Auswirkungen anzugehen, die sich aus dem Votum im Vereinigten Königreich ergeben", hieß es in der Erklärung, die nach zweitägigen Beratungen im chinesischen Chengdu verabschiedet wurde.
"Für die Zukunft hoffen wir, dass das Vereinigte Königreich ein enger Partner der EU ist", heißt es in dem Papier weiter. Die G20-Staaten stellen darin aber auch fest, dass das Brexit-Votum der Briten die Ungewissheiten für die Weltwirtschaft noch verstärke. Mit ihren Beratungen bereiteten die Finanzminister und Notenbankchefs den G20-Gipfel am 4. und 5. September in der chinesischen Stadt Hangzhou vor. China hält in diesem Jahr erstmals die G20-Präsidentschaft.
Die G20-Minister betonen, dass sich die Erholung der Weltwirtschaft zwar fortsetze, aber "schwächer als angestrebt" ausfalle. Das Wachstum müsse unter den Ländern breiter aufgeteilt und in den Ländern größeren Teilen der Gesellschaft zugute kommen, um für soziale Gerechtigkeit zu sorgen. Risiken für die globale Konjunktur bestünden weiter aufgrund schwankender Rohstoffpreise und der niedrigen Preissteigerung in vielen Volkswirtschaften. Die Schwankungen an den Finanzmärkten blieben hoch. Hinzu kämen geopolitische Konflikte, Terrorismus sowie die Flüchtlingsströme.
Zwar wurde die Lage nach dem Putschversuch in der Türkei diskutiert, aber entgegen erster Überlegungen gab es keinen Passus dazu in der Abschlusserklärung. Die Türkei hatte auf ausdrückliche Unterstützung für ihren Kurs gehofft, während die anderen G20-Staaten die Regierung in Istanbul drängen wollten, sich an rechtsstaatliche und demokratische Prinzipien zu halten. Am Ende gab es keine Einigung auf eine Formulierung, so dass die Türkei gar nicht eigens erwähnt wurde.
Zur Belebung der Weltwirtschaft sprachen sich die G20 in der Erklärung erneut dafür aus, sowohl Strukturreformen als auch geld- und finanzpolitische Maßnahmen zu ergreifen - individuell und gemeinsam, um das "Ziel eines starken, nachhaltigen, ausgewogenen und inklusiven Wachstums" zu erreichen. Mit Blick auf die anhaltende Politik des billigen Geldes durch die Notenbanken heißt es in dem Entwurf erneut, die Geldpolitik werde fortgesetzt, um die Wirtschaft zu stützen und Preisstabilität zu erreichen.
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