Bei den jüngsten Kämpfen in der Hauptstadt des Südsudans sind deutlich mehr als 100 Menschen getötet worden. In die Leichenhalle des wichtigsten staatlichen Krankenhauses im Juba seien mehr als 90 Leichen von Soldaten und Zivilisten eingeliefert worden, teilte ein Arzt des Hospitals am Samstag mit. Die meisten seien männlich.
Der Sender Radio Tamazuj sprach von 109 Leichen im Krankenhaus. Zudem seien mindestens 37 weitere Menschen getötet worden.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bezeichnete die Kämpfe in Juba als alarmierend. Sie seien "ein neuer Verrat" an den Menschen im Südsudan, erklärte Ban am Freitag (Ortszeit) am Vorabend des fünften Unabhängigkeitstages. Die Gefechte zwischen den Regierungstruppen (SPLA) und den früheren Rebellen (SPLA-IO) zeigten, dass beide Parteien sich nicht ernsthaft für den Friedensprozess einsetzten.
In der Nähe des Präsidentenpalastes in Juba wurde am Freitagabend geschossen, wie örtliche Medien und die Vertretung der Vereinten Nationen in Juba berichteten. Es seien auch Einschläge von Granaten oder Mörsern zu hören gewesen.
Die Kämpfe sollen begonnen haben, während Präsident Salva Kiir sich mit seinem Stellvertreter, dem früheren Rebellenführer Riek Machar, traf. Die beiden traten am Abend vor die Presse und forderten alle Parteien zur Zurückhaltung auf, wie der Radiosender EyeRadio Juba berichtete. Am späten Abend sei wieder Ruhe eingekehrt, teilte die UN-Mission im Südsudan (Unmiss) über Twitter mit. Armeesprecher Lul Ruai Koang sagte, die Lage habe sich wieder normalisiert.
Rund zwei Jahre nach Erlangen der Unabhängigkeit, Ende 2013, war ein blutiger Machtkampf zwischen Kiir und Machar ausgebrochen. Der Bürgerkrieg forderte Zehntausende Opfer; rund 2,5 Millionen Menschen flohen vor der Gewalt. Die verfeindeten Parteien unterzeichneten schließlich ein Friedensabkommen und bildeten im April in Juba eine Einheitsregierung.
In jüngster Zeit kam es aber erneut zu Kämpfen. Die für Samstag geplanten Feiern der Unabhängigkeit am 9. Juli 2011 wurden wegen Geldmangels abgesagt.
dpa/jp/sr - Bild: Charles Atiki Lomodong/AFP