Insgesamt 28 Menschen sind bei einer Geiselnahme in Bangladesch nach Militärangaben ums Leben gekommen. Unter den Toten sind 20 ausländische Gäste eines Restaurants, das mutmaßlich islamistische Terroristen am Freitagabend überfallen hatten. Nach einer stundenlangen Belagerung stürmten Sicherheitskräfte am Samstagmorgen (Ortszeit) den Tatort und erschossen sechs der sieben Geiselnehmer, wie ein Militärsprecher am Samstag mitteilte. Auch zwei Polizisten starben. Ein Geiselnehmer wurde festgenommen.
Am Freitagabend um kurz vor 21:00 Uhr (Ortszeit) hatten die Täter, die der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) angehören sollen, das bei Ausländern beliebte Restaurant "Holey Artisan Bakery" angegriffen und sich dort mit Geiseln verschanzt. Nach Augenzeugenberichten zündeten die Angreifer mehrere Sprengsätze und feuerten Schüsse ab.
Viele der getöteten Zivilisten starben schon im Laufe der Nacht, wie der Militärsprecher erklärte. "20 Leichen ausländischer Staatsbürger wurden nach der Operation geborgen", teilte die Armee mit. Die meisten von ihnen seien mit Messern und Macheten umgebracht worden. Neun Italiener - fünf Frauen und vier Männer - seien ums Leben gekommen, teilte das Außenministerium in Rom mit. 13 Geiseln wurden verletzt ins Krankenhaus gebracht, wie Bangladeschs Premierministerin Sheikh Hasina erklärte.
Zur Nationalität der Opfer machte der Militärsprecher zunächst keine Angaben. Die Regierung in Neu Delhi bestätigte den Tod einer 19-jährigen Studentin aus Indien. Unter den ins Krankenhaus gebrachten Geiseln waren ein Japaner und zwei Sri-Lanker, wie das Militär bestätigte.
Neun Italiener sterben im Geiseldrama von Dhaka
Insgesamt neun Italiener sind bei der Terrorattacke in der Hauptstadt von Bangladesch ums Leben gekommen. Wie das Außenministerium in Rom am Samstag mitteilte, starben bei der Geiselnahme fünf Frauen und vier Männer aus Italien. Die italienische Fußballmannschaft wollte wegen der Terrortat in Bangladesch beim Viertelfinalspiel der Europameisterschaft gegen Deutschland am Abend mit schwarzen Armbinden antreten.
Regierungschef Matteo Renzi erklärte in Rom: "Unsere Gedanken, unsere Gebete und unsere Tränen einen sich mit den Tränen der Familien in Dhaka, besonders der Familien unserer Landsleute." Italien habe die Pflicht, seine Werte gegen die Terroristen zu verteidigen. Dies sei "der einzige Weg, auf dem wir das Andenken an unsere gefallenen italienischen Mitbrüder ehren können", sagte Renzi. "Italien zieht sich angesichts der Torheiten derer, die unseren Alltag zerstören wollen, nicht zurück."
Der italienische Koch Jacopo Bioni sagte der Zeitung "La Republicca" über eine Gruppe italienischer Freunde, die das Restaurant zur Tatzeit besuchte: "Ich denke, sie sind alle tot." Er habe in der Küche gearbeitet, als er Rufe und Schüsse hörte. "Als ich versuchte, nach draußen zu kommen, sah ich, wie ein Typ mit einer automatischen Waffe sich dem Tisch mit den Italienern näherte." Mit Kollegen sei er über das Dach vor den Angreifern geflohen.
Zu der Gewalttat bekannte sich nach Angaben der US-Terrorbeobachtungsstelle Site die Terrororganisation Islamischer Staat (IS). Bangladeschs Premierministerin Sheikh Hasina sprach von einem Terrorakt, nannte jedoch keine Namen von Organisationen: "Wir werden keinen Akt des Terrorismus in Bangladesch dulden."
Papst Franziskus verurteilte den barbarischen Akt als gegen Gott und die Menschheit gerichtet. Japans Regierungschef Shinzo Abe sagte: "Ich bin sehr wütend, dass so viele unschuldige Menschen ihr Leben in diesem grausamen und ruchlosen Akt des Terrorismus verloren haben."
Serie islamistisch motivierter Angriffe
Seit Anfang 2013 leidet das muslimische Bangladesch mit seinen rund 160 Millionen Einwohnern unter einer Serie islamistisch motivierter Angriffe. Viele der inzwischen mehr als 50 Opfer sind Religionskritiker, Intellektuelle und Angehörige religiöser Minderheiten. Auch gegen ausländische Staatsbürger wurden schon Anschläge verübt - zuletzt im Oktober 2015 gegen den Japaner Kunio Hoshi, der auf einer Farm in Nordbangladesch arbeitete.
Erst am Freitagmorgen war der jüngste vergleichbare Anschlag passiert, als mutmaßlich islamistische Attentäter einen Mitarbeiter eines Hindu-Tempels im Jhenaidah-Distrikt töteten.
Zu vielen der Attentate bekannten sich islamistische Organisationen wie Al-Kaida und der Islamische Staat (IS) oder lokale Organisationen, die mit ihnen verbunden sind. Vor zwei Wochen hatte die Polizei in einer umstrittenen Aktion landesweit mehr als 12.000 Menschen in einem Großeinsatz gegen Extremismus festgenommen. Die Regierung bestreitet jedoch, dass der IS in Bangladesch aktiv sei und macht örtliche Extremistengruppen und die Opposition für die Anschläge verantwortlich.
dpa/est/fs/sr - Bild: STR/AFP