Nach dem Votum der Briten zum Ausstieg aus der Europäischen Union befürchtet EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker weitere Austritts-Referenden in anderen Ländern. Derartiges sei nicht auszuschließen, "da Populisten in der Regel keine Gelegenheit auslassen, um mit viel Lärm für ihre Anti-Europa-Politik zu werben", sagte Juncker in einem Interview mit der Bild-Zeitung. Allerdings könnten die Auswirkungen des britischen Referendums "solch plumper Hetze" schnell ein Ende bereiten.
"Es dürfte sich nämlich rasch zeigen, dass es Großbritannien in der EU besser ging - wirtschaftlich, sozial und außenpolitisch", sagte Juncker. Befürchtungen, die EU werde künftig von einer Achse Paris-Rom-Madrid bestimmt, trat Juncker entgegen. "Genauso wenig wie die EU bisher von Großbritannien bestimmt wurde, wird sie künftig von einem anderen Trio geleitet werden." Allerdings glaubt er, dass Deutschland wahrscheinlich "eine noch wichtigere Rolle spielen" wird.
Zu den Konsequenzen aus dem Brexit-Votum sagte Juncker, die EU brauche jetzt nicht mehr oder weniger Europa. Die Union müsse die Chance nutzen, "klüger aus dieser Situation hervorzugehen".
dpa/sh/km - Bild: John Thys/AFP