Mit heftigen Wetterkapriolen und lauten Gitarrenklängen ist die Premiere von "Rock am Ring" am neuen Standort Mendig über die Bühne gegangen. In der Nacht auf Samstag wurden bei Unwettern und drei Blitzeinschlägen auf dem Flugplatz-Gelände des Eifel-Orts insgesamt 33 Menschen - acht Mitarbeiter des Bühnenpersonals und 25 Besucher - verletzt und in Krankenhäuser gebracht. Am Sonntag waren noch drei in Kliniken, wie ein Sprecher des Deutschen Roten Kreuzes sagte.
Vom Wetter her weniger turbulent verlief parallel in Nürnberg das ebenfalls dreitägige Zwillingsfestival "Rock im Park" mit 80.000 Fans. Bei beiden Events traten Musik-Größen wie die Toten Hosen, die Foo Fighters, Motörhead, Slipknot und The Prodigy auf.
Schwer verletzt wurde von den Blitzeinschlägen bei "Rock am Ring" nach Angaben der ärztlichen Leitung auf dem Festival niemand. Allen Betroffenen gehe es wieder gut. Eingeschlagen waren die Blitze zwischen 1.30 Uhr und etwa 4 Uhr hinter einer der Bühnen, auf der zu dem Zeitpunkt aber keine Band mehr spielte, auf einem Campingplatz und nahe des Towers des Flugplatzes.
Direkt wurde niemand von einem Blitz getroffen. Die Verletzten hatten vielmehr Kontakt mit Gegenständen wie etwa Metallgittern, die den Strom der Blitze weiterleiteten. Geklagt hätten einige über Muskelschwäche sowie Herz- und Kreislauf-Beschwerden.
Wegen eines Gewitters wurde am frühen Samstagmorgen ein Konzert des Elektro-Künstlers Fritz Kalkbrenner auf einer anderen Bühne abgebrochen. Besucher wurden in größere Zelte gebeten. Auf dem riesigen Areal gingen Zelte und Pavillons zu Bruch, an den Bühnen mussten kleinere Reparaturen vorgenommen werden. Man helfe den Besuchern wo es gehe, sagte Veranstalter Marek Lieberberg. So sei etwa das Reinigungspersonal kurzfristig aufgestockt worden.
Am Samstag machten sich auch die rheinland-pfälzische Innenministerin Malu Dreyer und Innenminister Roger Lewentz (SPD) ein Bild von der Lage und lobten die Arbeit der Rettungskräfte. Es sei alles sehr professionell abgelaufen.
Polizei zieht positive Bilanz in Mendig
Im Verlauf des Samstags beruhigte sich das Wetter in der Eifel wieder, das Festival wurde wie geplant auf allen Bühnen fortgesetzt. Polizei und Rotes Kreuz sprachen in der Folge von einem normalen Regelbetrieb ohne größere Einsätze. "Die Stimmung ist gut", sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. Die Polizei hat zur Premiere des Festivals «Rock am Ring» in Mendig ein positives Fazit gezogen. Es habe rund 230 Strafanzeigen gegeben, sagte Einsatzleiter Gerd Bertram am Sonntag. Davon sei es nur in drei Fällen um Körperverletzung gegangen - und das bei rund 90 000 Besuchern. Auch das Verkehrskonzept am neuen Standort des Riesen-Events sei aufgegangen. Es habe seit Mittwoch lediglich vier Verkehrsunfälle gegeben.
Sowohl in der Eifel als auch in Nürnberg mussten viele Rockfans bei sommerlichen Temperaturen über das ganze Wochenende hinweg wegen Sonnenbränden oder Sonnenstichen behandelt werden. In Nürnberg explodierte zum Auftakt am Freitag auf einem Campingplatz eine Campinggaskartusche. Hierbei wurden vier Besucher verletzt, einer schwer. Alle vier kamen in ein Krankenhaus.
Rund um Mendig beschwerten sich in der Nacht zum Sonntag einige Anwohner laut Polizei wegen Ruhestörung. Eine Frau behauptete gar, ihr Nachbar werde mit einer Schusswaffe beim Festival für Ruhe sorgen. Bei der Überprüfung stellte sich aber heraus, dass sie dies nur erfunden hatte.
Das traditionsreiche Festival "Rock am Ring" war jahrzehntelang am Nürburgring beheimatet. Als sich Veranstalter Lieberberg dort mit den neuen Besitzern nicht mehr auf eine Zusammenarbeit einigen konnte, zog er mit seinem Tross in das rund 30 Kilometer von der Rennstrecke entfernte Mendig.
Bild: Tobias Wienke