Der 60. Eurovision Song Contest ist Geschichte. Schweden hat zum sechsten Mal gewonnen, Belgien wurde großartiger Vierter, Deutschland hat sich zickig gezeigt und blamiert und Österreich? Das haben sie nicht verdient, für eine solch tolle Show mit null Punkten abzuschneiden. Aber zumindest die Wiener nehmen auch das mit Humor: "Da A wie Austria im Alphabet vor D wie Deutschland kommt, sind wir wenigstens nur Vorletzter", hörte ich in der U-Bahn.
Überhaupt will ich dieser Stadt und ihren Bewohnern noch ein großes Kompliment aussprechen. Hier wird nicht wild gehupt, weil einer etwas zu langsam weiterfährt, auch nicht, wenn man als Fußgänger nicht ganz die Grünphase der Ampel erwischt hat. Die haben eine wunderbare Gemütlichkeit, diese Wiener und das habe ich in den fast drei Wochen hier täglich gespürt.
Nach dem Debakel von Ann-Sophie aus Deutschland (Herr Kümmert wird jetzt sagen: "Gott sei Dank habe ich nicht teilgenommen!") muss sich der NDR etwas einfallen lassen. So kann das doch nicht weitergehen! Auch der deutsche Kommentator Peter Urban gehört bald abgelöst. Der Mann ist sowieso schon in Rente und kommentiert nur noch den ESC ... Wie das Wort schon sagt, sollte er kommentieren und erklären, aber nicht bewerten oder niedermachen und damit die Entscheidung der Zuschauer manipulieren.
Apropos manipulieren: Leider wurden auch Betrugsvorwürfe laut. Die Jurys von Montenegro und Mazedonien wurden disqualifiziert, weil sie angeblich Absprachen getroffen haben. Die Wertungen wurden deshalb herausgerechnet und dafür das Televoting zu 100 Prozent gewertet. Auf die Platzierungen hatte das keinen Einfluss, aber hier wird die EBU reagieren müssen. Vielleicht werden beide Länder vom Song Contest in Schweden ausgeschlossen.
Song Contest im Pressezentrum, das ist jedes Jahr wie ein Familienfest, da treffen sich Menschen aus ganz Europa, die sich sehr gut kennen, aber meist nur einmal im Jahr sehen: nämlich jeden Mai zum Song Contest. Ich möchte diese Familie nicht mehr missen. Und traditionell gibt es am letzten Abend im Pressezentrum eine Torte aus dem jeweiligen Land - diesmal musste es natürlich Sachertorte sein.
In diesem Jahr ist noch eine Familie dazugekommen: Die Volunteers! 800 waren wir, den größten Kontakt hatte ich mit den Volunteers im Pressezentrum, die wie ich dort ehrenamtlich eingesetzt waren. Viele Freundschaften wurden geknüpft, aber so traurig das auch klingt: Diese Familie wird nicht wieder zusammenkommen.
Am Sonntagabend gab es ein letztes Zusammentreffen aller und dann zerstreuten sie sich wieder in 41 (!) Länder. Aber mit Volunteers-Kollegin Doris aus Graz werde ich mich wieder treffen, damit wir endlich mal Zeit zum Plaudern haben. Vielleicht in Schweden 2016.
Fotos: Sigi Doppler, Barbara Hartl, Benedict Lützenburg, Biggi Müller