Das Maß aller Dinge kommt im zentralfranzösischen Salbris mit tuckerndem Zweizylinder unter der Motorhaube daher. Tausende Enten-Fans aus Europa, aber auch aus Afrika oder Japan steuern seit Mitte der Woche den 6000-Seelen-Ort an.
Meist mit aufgerolltem Stoffdach rollen die Fahrer ins riesige Zeltlager im Wald von Sologne und verwandeln es in ein einzigartiges Biotop für Citroëns legendäre 2CV-Ente.
Bis Sonntag werden rekordverdächtige 6000 Exemplare des Kult-Autos erwartet. Deutschland stellt nach Frankreich mit mehr als 500 Enten das größte Kontingent.
Sie kommen in allen Farben und Versionen, als Kastenwagen, als Diane- oder Charleston-Version. Auch die am Mittelmeer als Symbol der urbanen Spaßgesellschaft weiter gefragte Mèhari-Version - ein offener Flitzer auf 2CV-Chassis - hat Gastrecht im Enten-Mekka.
Mehr als 60.000 Fans
Die unter Frankophilen schlicht als «Deux chevaux» bekannten automobilen Klassiker mit den charakteristisch frei stehenden Lampen neben der Fronthaube sind längst Kultobjekte mit Oldtimer-Aura. «Wenn es weltweit mehr als 60.000 2CV-Fans gibt, dann vor allem deshalb, weil es ein Sammler-Fahrzeug, ein ideales Rallye-Auto und ein Auto für alle möglichen Fantastereien ist», diktierte Christian Courte, der Präsident der 2CV-Vereinigung, zum Auftakt den Journalisten in den Notizblock.
Der Altersquerschnitt der seit Ende der 40er Jahre gebauten Enten entspricht oft dem ihrer Fahrer. Jeder hat eine Geschichte zu erzählen, wie er sein automobiles Schätzchen vor der Schrottpresse bewahrte und liebevoll zum Blickfang aufbaute. Das elliptische Simpel-Auto mit den Feldbett-ähnlichen Stoffsitzen war einst der Nonkonformisten-Traum von WG-Bewohnern, bei dem Schlichtheit und Fahrspaß Hand in Hand gingen.
Der Spaß steht auch heute noch im Vordergrund. Zwischen den Zelten wird gefachsimpelt, auch mal ein makelloses Blechkleid bewundernd betätschelt. Gefragt sind Handwerker-Tipps und die Adressen von Ersatzteillieferanten - schließlich ist bei dem Treffen auch die erste WM im 2CV-Zerlegen und -Zusammenbauen geplant.
Das Lebensgefühl einer Generation
Die spartanisch eingerichteten Wägelchen mit den tuckernden Zweizylindern symbolisierten einst das Lebensgefühl einer ganzen Generation. Auch beim Outfit verpflichtet das Image der Ente - viele Besatzungen tragen demonstrativ Baskenmützen. Ob aus Detmold oder Den Haag, Dinard oder Dover: Die Fan-Gemeinde der schlingernd um die Kurve driftenden Automobillegende hat ihre Fahrzeuge für das Treffen auf Vordermann gebracht. Die Teilnehmerliste weist selbst Fans aus dem afrikanischen Burkina Faso aus.
Auf stolze sieben Millionen Exemplare kann die heute nostalgisch verklärte 2CV-Familie zurückschauen, die bis zur Produktionseinstellung im portugiesischen Zweigwerk am 27. Juli 1990 gebaut wurde. Allein in Frankreich gibt es nach Schätzungen rund 160 Enten-Klubs. Die Firma 2CV Mehari Club Cassis besitzt heute nach eigenen Angaben die Markenrechte und Werkzeuge für die Ente. Sie hat eine Liste mit weltweit 200.000 Kunden, die sie mit Ersatzteilen, aber auch neuwertig aufgebauten Fahrzeugen versorgt.
dpa - Bild: Fotis Filargyropoulos (epa)