3,96 Milliarden Liter Milch haben die belgischen Bauern 2018 geliefert - so die Bilanz des Belgischen Verbandes der Milchindustrie. Damit ist die Milchmenge innerhalb eines Jahres um fast vier Prozent gestiegen.
Schaut man weiter zurück, ist die Steigerung sogar noch größer: In den letzten zehn Jahren hat die Milchproduktion um mehr als 30 Prozent zugenommen. Ein Grund dafür: Die Milchquoten wurden 2015 nach 30 Jahren abgeschafft. Danach konnten die Landwirte wieder ungebremst so viel Milch produzieren wie sie wollten. Diese Möglichkeit haben viele genutzt, vor allem in Flandern. "Anhand der Statistiken ist festzustellen, dass Flandern und die Wallonie sehr unterschiedlich reagiert haben", erklärt Helmut Veiders vom Bauernbund.
"In Flandern haben die Landwirte die Milchproduktion ausgeweitet, in der Wallonie wurde sie teilweise sogar gedrosselt und in der Deutschsprachigen Gemeinschaft denke ich, dass die Gesamtproduktion eher konstant geblieben ist und mit dem Umstieg auf Bio vielleicht sogar leicht zurückgegangen sein könnte - offizielle Zahlen dazu habe ich aber nicht."
Aus Sicht des Belgischen Verbandes der Milchindustrie war die Abschaffung der Quoten gut. Die belgische Landwirtschaft sei jetzt wettbewerbsfähig. Sie profitiere von einem guten Klima, und die Bauern hätten viel Know-How. Die Betriebe seien effizienter geworden. Durch besondere Zuchtprogramme produzierten die Kühe immer mehr Milch. Hinzu komme die Automatisierung durch Melkroboter und eine bessere Fütterung.
Ob ein Landwirt diese Entwicklung hin zu mehr Wachstum mitmachen wolle, sei seine freie Entscheidung, so Helmut Veiders vom Bauernbund. "Jeder Landwirt ist ein freier Unternehmer, der angesichts der Marktlage entscheidet, ob er seine Produktion steigert oder nicht."
Die einen werden größer, andere schließen, weil sie keine Nachfolger haben. Und wo bleiben die kleinen Betriebe, die weitermachen, aber nicht weiter wachsen wollen? "In der Eifel zum Beispiel sind viele Betriebe nicht gewachsen, sondern haben die Gelegenheit genutzt, auf Bio umzusteigen - und die finden ein gutes Auskommen", weiß Veiders. "Man muss aber auch dazu sagen, dass das eine Wirtschaftsweise ist, die sich dort anbietet, wo Land relativ günstig ist. In Flandern, wo Land sehr teuer ist, zwingt die Situation die Landwirte dazu, auf ihren Flächen das Maximum zu produzieren."
Was die weitere Entwicklung der Landwirtschaft betrifft, so sieht Helmut Veiders für Ostbelgien die Milchproduktion weiterhin als Schwerpunkt. "Wenn man sich die Rahmenbedingungen anschaut, dann ist für den Großteil der Provinz Lüttich nichts anderes möglich als Milchproduktion. Wenn in Ostbelgien, in der Eifel noch Landwirtschaft betrieben wird, kann es nur Milcherzeugung sein."
Ob kleiner Biohof oder großer Industriebetrieb - die Milchproduktion bleibt im europäischen Wettbewerb eine Herausforderung.
mb/mg