Es hätte für den Verbraucher so einfach sein können, doch die Politik hat auf Druck der Industrie nachgegeben. Die Rede ist von der Kennzeichnung auf Lebensmitteln.
Der Anteil von Zucker, Fett und Salz in Müsli, Tiefkühlpizza oder Cornflakes wird künftig nicht durch rote, gelbe oder grüne Punkte signalisiert, sondern durch eine von der Industrie bevorzugte Nährwertkennzeichnung. Das hat das Europaparlament entschieden.
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Ampel-Kennzeichnung
Die Ampel wäre für den Verbraucher wirklich von Nutzen gewesen. Die Idee ist ziemlich simpel: Auf einen Blick sollte der Verbraucher durch eine Grafik auf der Vorderseite von Lebensmittelverpackungen informiert werden und Produkte miteinander vergleichen können.
Genau das leistet nämlich die Nährwert-Ampel: Für jedes Produkt würde der Gehalt an den wichtigsten Nährwerten in absoluten Grammzahlen angegeben und zwar einheitlich pro 100 Gramm bzw. pro 100 Milliliter. Jeweils der Gehalt an Fett, Salz, Zucker und gesättigten Fettsäuren würden bei der Ampelkennzeichnung farblich ausgewiesen: Grün für einen niedrigen, Gelb für einen mittleren und Rot für einen hohen Gehalt.
GDA-Kennzeichnung
Die Ampel ist leider vom Tisch, nun soll die Nährwertkennzeichnung kommen, Insidern besser bekannt als GDA-Modell. GDA steht für „Guideline daily amount“, was soviel bedeutet wie "Richtlinie für den täglichen Bedarf". Zahlenangaben kennzeichnen den Gehalt an Kalorien, Zucker, Fett, gesättigten Fettsäuren und Salz pro Portion. Prozentangaben sollen über den Anteil am täglichen Bedarf informieren.
Die GDA-Angaben beziehen sich auf eine Portion, deren Größe der Hersteller selbst wählt. Je kleiner die Portion, desto kleiner wird natürlich die Prozentangabe und damit der Anteil an der empfohlenen Verzehrsmenge pro Tag.
Das Problem: Vergleichen ist schwierig
Unterschiedlich große Portionen machen es sehr schwer, Produkte miteinander zu vergleichen. Der Kunde müsste, wenn er die unterschiedlichen Bezugsgrößen überhaupt bemerkt, die enthaltenen Mengen an Fett, Zucker und Salz erst umrechnen und zwar am besten mit einem Taschenrechner.
Doch welche Verbraucherin oder Verbraucher hat Zeit, Nerven und einen Taschenrechner beim Einkauf von Lebensmitteln zur Hand? Die wenigsten. Durch die Wahl kleiner Portionsgrößen und anderer Tricks rechnen Lebensmittelhersteller ihre Produkte schön. Auch Zuckerbomben werden da zum schlanken Gesundheitsprodukt.
Verbraucherschutzverbände, Ärzte und Kinderärzte bedauern die Entscheidung des Europaparlaments. Die von der Industrie bevorzugte Nährwertkennzeichnung ist für den Verbraucher ein verwirrender Wust aus Zahlen, Begriffen und Prozentangaben. In diesem Fall hat die Industrielobby ganze Arbeit geleistet, zum Schaden der Verbraucher.
Verbraucherschutzzentrale Ostbelgien (Bild: istockphoto)