Insgesamt hat Lou Deprijck mit seinen diversen Projekten weltweit fast 30 Millionen Platten verkauft. Er steckte unter anderem hinter dem Song "Ça plane pour moi", der heute ein Klassiker ist, und von Plastic Bertrand gesungen wurde. Fast eine Million Mal hat sich der Song verkauft. Der Name Lou Deprijck allerdings stand nur im Kleingedruckten, als Autor und Produzent.
Ein Journalist habe ihm damals gesagt: "Wer den ersten Punk-Song auf Französisch produziert, der knackt den Jackpot", erzählte Lou Deprijck vor einigen Jahren im RTBF-Radio. Also habe er "Pogo Pogo" geschrieben. Nur fehlte ihm da noch eine B-Seite. Den Refrain habe er schnell gefunden: "Ça plane pour moi". Sein Kollege Pipou habe einen bekloppten Text für die Strophe beigesteuert. "Und dann hab' ich das Ding in 20 Minuten aufgenommen ..."
Deprijck der eigentliche Sänger von "Ça plane pour moi"
Kein Wort von Plastic Bertrand, der doch eigentlich als der Sänger von "Ça plane pour moi" weltberühmt werden sollte. Doch dass Deprijck den Sänger nicht erwähnt, liegt daran, dass der an der Produktion gar nicht beteiligt war. Er hatte den schlohblonden Plastic Bertrand nur ausgewählt, weil er einen coolen, jungen Mann brauchte, der als Punksänger durchgehen konnte. Die Stimme, die man hört, ist aber die von Lou Deprijck. Das musste ihm ein Gericht 2010 nochmal bescheinigen, denn Deprijck und Bertrand hatten sich in dieser Frage in die Wolle gekriegt. Ein wichtiges Argument war seinerzeit, dass der Sänger von "Ça plane pour moi" einen picardischen Akzent hat – und Deprijck stammt eben aus der belgischen Picardie.
Genau gesagt kam Lou Deprijck aus einem kleinen Dorf in der Gemeinde Lessines in der Provinz Hennegau, wo er am 11. Januar 1946 geboren wurde. Doch zieht es ihn früh in die Welt: Mit 16 schmeißt er die Schule und nimmt einen Job in Brüssel bei der damaligen RTT an, dem Telefon- und Telegraphenamt. So oft es geht, fährt er nach London, um sich im renommierten "Marquee-Club" die Rockstars der damaligen Zeit anzuschauen. Denn er will Musiker werden.
Erste Erfolge mit der Band Two Man Sound
Anfang der 70er Jahre gründet er mit einem Kumpel die Band Two Man Sound. Erst sind sie – wie der Name es vermuten lässt – zu zweit, bis Pipou hinzustößt. Eben der Pipou, der später den Text zu "Ça plane pour moi" beigesteuert hat. Die etwas skurril anmutende Truppe landet 1975 einen Welthit: Das berühmte "Charlie Brown". Two Man Sound, die zwei Männer, die eigentlich drei sind, und sich doch auf einen reduzieren lassen: Denn Leadsänger und Macher ist Lou Deprijck. Zwei Jahre später schafft es die Band ein zweites Mal, mit südamerikanischen Rhythmen die Disko-Tanzflächen zu stürmen. Dieses "Disco Samba" hat sich allein in Mexiko 1,2 Millionen Mal verkauft.
Und kurz darauf folgt noch ein Welthit, eben "Ça plane pour moi". Vielleicht hat Lou Deprijck diesen Titel nicht zufällig gewählt, denn übersetzt heißt das so viel wie "Läuft gut für mich". Und tatsächlich: Ende der 70er Jahre erlebt er den Höhepunkt seiner Karriere. Lou Deprijck gelingt irgendwie alles. "Seinerzeit war ich nur im Studio", sagte er in der RTBF. Unheimlich viele Alben habe er produziert, insgesamt wohl um die 350. Unter anderem Viktor Lazlo, die er in den 1980er Jahren entdeckte und produzierte.
Parallel dazu startet er 1978 eine Solokarriere unter dem Namen "Lou And The Hollywood Bananas". Und auch hier wird die erste Single gleich wieder ein Erfolg. "Kingston, Kingston" wurde übrigens viel später die inoffizielle Hymne eines berühmten thailändischen Urlaubsortes: "Pattaya, Pattaya". Lou Deprijck wohnte seit rund 20 Jahren in Pattaya, wobei er seiner Heimat nie ganz den Rücken kehrte. Immer wieder produzierte er auch neue Songs, oder er legte alte neu auf.
In den Top Ten der erfolgreichsten Musiker Belgiens
Den großen Wurf landete er aber nicht mehr. Bis heute steht er aber immer noch in der Rangliste der Belgier mit den meistverkauften Tonträgern auf Platz sechs. Allein 28 Millionen Vinyl-Platten habe er verkauft, sagte er nicht ohne Stolz. Zuletzt war er wieder häufiger in Belgien, auch weil ihn Gesundheitsprobleme plagten. Jetzt ist Lou Deprijck im Alter von 77 Jahren gestorben.
Roger Pint
Ruhe in Frieden. Bestimmt auf einer Wolke mit vielen anderen Musikern!!!