Wie die Zeitung "Het Laatste Nieuws" am Donnerstag schreibt, hat der 38-jährige Stromae höchstwahrscheinlich psychische Probleme. Die belasten ihn so sehr, dass er alle für April und Mai geplanten Konzerte abgesagt hat - immerhin 15 Auftritte. Im März hatte er auch schon ein paar Termine gecancelt.
Am 29. Juni steht er beim Open-Air-Festival Rock Werchter auf dem Programm, am Eröffnungstag (Donnerstag) ist er der Top-Act.
Aus gesundheitlichen Gründen: Stromae sagt alle Konzerte bis Ende Mai ab
Erst letztes Jahr war Stromae nach langer Pause auf die Bühne zurückgekehrt. Wegen eines Burnouts hatte er sich jahrelang aus dem Musikgeschäft zurückgezogen. Jetzt also wieder eine Auszeit, erstmal allerdings nur für zwei Monate. Auf Twitter schrieb Paul Van Haver, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, es tue ihm sehr leid und er sei sehr betrübt, aber er müsse seine Grenzen respektieren.
Malaria-Medikament Lariam und Nebenwirkungen
Vor seiner langen Pause war Stromae auf Welttournee - und das zwei Jahre lang. 209 Konzerte hat er in der Zeit gegeben, das bedeutet im Durchschnitt alle zwei Tage ein Konzert. Das hat ihn zermürbt, wie er Jahre später dem französischen Wochenmagazin 'Marianne' erzählt hat. Entscheidend war, dass ihn die Tournee auch nach Afrika geführt hat: zunächst in den Kongo, nach Kamerun und in den Senegal. Höhepunkt sollte aber ein Auftritt in Kigali sein, der Hauptstadt von Ruanda, dem Heimatland seines Vaters. Sein Vater, der 1994 beim Völkermord ums Leben kam und der Stromae zu dem Lied "Papaoutai" inspiriert hat. Leider kam dieses Konzert nicht zustande: Am Tag davor musste Stromae plötzlich dringend ins Krankenhaus eingeliefert werden. Er war so erschöpft, dass er nichts mehr tun konnte, nicht einmal mehr telefonieren. Schuld daran soll das Malaria-Medikament Lariam gewesen sein, das Stromae vorbeugend eingenommen hatte.
Lariam hat gefährliche Nebenwirkungen wie Schlaflosigkeit, Albträume, Panikattacken und sogar Suizidgedanken. In bis zu zehn Prozent der Fällen treten solche schweren Nebenwirkungen auf. Die Wissenschaft weiß auch von vielen britischen Soldaten, die Lariam einnahmen, bevor sie in tropische Regionen entsandt wurden. Auch sie entwickelten psychische Probleme und Depressionen. Stromae sagt, ohne seinen Bruder Luc (auch sein Manager, A.d.R.) wäre er aus der Lage nicht herausgekommen. "Ohne ihn könnte ich das heute nicht erzählen", sagte Stromae im 'Marianne'-Interview. Im Lied "L'enfer" singt Stomae auch über diese dunkle Phase seines Lebens.
Zeit vor Lariam und eine danach
Monate und sogar Jahre nach der Einnahme können diese Nebenwirkungen noch auf die Psyche wirken. Der Virologe Yves van Laethem sagt in der Zeitung "Le Soir", dass Lariam das stärkste Malariamittel auf dem Markt sei. Es ist verschreibungspflichtig, aber er findet, Ärzte sollten sich gut überlegen, ob sie das Mittel Menschen verschreiben, die gestresst und erschöpft sind oder schonmal einen Burnout hatten. Stromae bereut, es jemals eingenommen zu haben. Er sagt, dass er sein Leben in eine Zeit vor Lariam und eine danach einteilt.
Wie es jetzt weitergeht, ist eine gute Frage. Jeder wünscht sich, dass es Stromae bald wieder gut geht und auch, dass er sich nicht wieder für Jahre von der Bühne verabschieden muss. Millionen Fans überall auf der Welt dürften in Sorge um ihn sein. Er ist ein toller Künstler - und einer der erfolgreichsten und reichsten Belgiens. Aber die bittere Wahrheit ist: Für sein Vermögen (von geschätzt über zwölf Millionen Euro) bezahlt er einen hohen Preis.
hln/vrt/jp