Ganz besonders motiviert ist André Lotterer. Das Audi-Team hat nämlich schon nach nur einem Rennen eine Rechnung offen. Denn Lotterer, Fässler und Tréluyer kamen beim Saisonauftakt in Silverstone, dem zweiten Lauf der Langstreckenweltmeisterschaft, zwar als Erste über die Ziellinie. Aber dann wurden sie im Nachhinein disqualifiert, "weil technisch war am Auto nicht gepasst hat", erklärt Lotterer.
"Am Unterboden des Autos ist eine kleine Holzplatte und dadurch, dass das Auto ziemlich tief eingestellt ist - je tiefer, je besser - schleift das Auto am Boden. Und man darf dieses Stück Holz nur bis zu fünf Millimetern abschleifen. Und an einer Ecke haben wir vielleicht einen Millimeter zu viel abgeschliffen. So waren wir aus der Wertung."
Auch wenn dann der Sieg an Porsche ging, zumindest hat der neue Audi R18 sein Potenzial gezeigt. In Spa wollen Lotterer und Kollegen das nun auch in Zählbares ummünzen. Die Aussichten sind nicht übel, denn schon zwei Mal hat das Audi-Trio die 6h gewonnen. Aber sowieso ist Spa ein besonderes Rennen für den Deutschen. "Für mich ist es ein großes Rennen, denn ich bin in Belgien aufgewachsen. In Spa zu fahren ist ein Erlebnis, alleine weil die Strecke toll ist. Aber für mich ist eben auch ein Heimrennen und es ist gleichzeitig das Rennen vor Le Mans, da wird alles nochmal erprobt, dass alles passt."
Das Rennen vor Le Mans: Spa ist die Generalprobe für das größte Motorsportereignis der Welt. Audi, Porsche oder doch Toyota? Wer sich in Spa durchsetzt, darf sich auch für Le Mans Hoffnungen machen. Deshalb sind nächsten Samstag alle Augen auf Francorchamps gerichtet, erklärt auch Gérard Neveu, der Generaldirektor der Langstrecken-WM: "Medien, Fans, allemal sind gespannt auf das Niveau der verschiedenen Teams. Natürlich ist Spa viel mehr als eine Generalprobe, ein echtes Rennen, aber trotzdem auch eben richtungsweisend für LeMans. Wer hier gut ist, ist auch in LeMans nicht schlecht."
"Außerdem ist die Rennstrecke dermaßen anspruchsvoll, dass man sich nicht den geringsten Fehler erlauben darf. Fahrer, Ingenieure, Mechaniker. Alle geben 100 Prozent, eigentlich sogar 120 Prozent. Deshalb sehen wir seit mittlerweile vier Jahren auch immer unglaubliche Rennen hier."
Drei verschiedene Fahrzeugklassen
Das Erfolgsrezept der WEC: Mehrere verschiedene Fahrzeugklassen sind gemeinsam auf der Strecke: die Prototypen der LMP1 und LMP2, dazu kommen dann GT-Fahrzeuge mit Neuankömmling Ford. Insgesamt gehen in Spa 34 Autos an den Start. "Drei verschiedene Kategorien sind auf der Piste, das ergibt unglaublich spektakuläre Rennen", erklärt Neveu. "In jeder Runde sieht man Überholmanöver, ständig wechselt die Führung. Es passiert so viel.
Dazu kommt: wir haben unglaublich starke Fahrer und sehr spektakuläre und schnelle Autos. Auf der Geraden sind die LMP1 schneller als Formel-1-Autos. 1000 PS, damit erreicht man phänomenale Geschwindigkeiten."
Nicht nur Gérard Neveu, auch Auch André Lotterer gerät regelrecht ins Schwärmen, wenn er von seinem Auto redet. "Erstmal schauen die LMP-Autos superschön aus, haben einfach superschöne Linien. Dieses geschlossene Cockpit hat schon etwas Besonders", sagt Lotterer. "Und dann sind sie auch superschnell, wir fahren nicht weit von den Formel-1-Zeiten der TopTeams. Technisch sind die Autos sehr weit entwickelt, wir haben 1000 PS mit Hybrid- und in unserem Fall Diesel-Motor. Ich muss schon sagen, die LMP1-Autos machen extrem viel Spaß. So schnell beschleunigt kein Auto auf der Welt im Moment."
Die Langstrecken-WM zieht immer mehr Fans an. Auch und gerade im Motorsportland Belgien. Für Fans besonders toll: Man kommt richtig nah ans Geschehen heran. Vor dem Rennen wird die Boxengasse für alle geöffnet. Beim Pit Walk kann man sich die Autos aus nächster Nähe ansehen, mit den Fahrern reden und Fotos machen.
"Die belgischen Fans kennen sich gut aus", erklärt Gérard Neveu, "nicht nur im Langstreckenrennen, auch in der Formel 1 und im Rallyesport. Belgier sind echte Motorsport-Liebhaber, das spürt man richtig, wenn man in Spa ankommt. Und wir sehen es jedes Jahr: Beim Pit Walk ist vom zehnjährigen Kind bis zum neunzigjährigen Opa alles dabei. Spa ist einfach ein echter Treffpunkt für alle Motorsportfans." Rendez-vous nächsten Samstag (6. Mai) auf der Rennstrecke von Spa-Francorchamps.
Katrin Margraff - Foto: Adrenal Media/WEC