Novak Djokovic hat zum sechsten Mal die Australian Open gewonnen und seine Ausnahmestellung im Welttennis auf überaus eindrucksvolle Art und Weise untermauert. Der Weltranglisten-Erste gewann am Sonntag im Endspiel von Melbourne mit 6:1, 7:5, 7:6 (7:3) gegen den Schotten Andy Murray und verteidigte damit seinen Titel aus dem Vorjahr. Für Murray war es dagegen im fünften Finale in der Rod Laver Arena die fünfte Niederlage, vier davon kassierte er gegen Djokovic. Der Schützling von Boris Becker verwandelte nach 2:53 Stunden seinen dritten Matchball.
"Wir waren drei Wochen lang auf dieses Ziel fokussiert, jetzt haben wir es geschafft", sagte Djokovic in Richtung seines von Becker angeführten Teams. Nach dem Triumph küsste er den hellblauen Boden des Centre Courts, auf dem er in Endspielen weiter ungeschlagen ist. Murray zeigte sich als fairer Verlierer. "Ich habe das Gefühl, ich stand hier schon einmal", meinte er in Anspielung auf seine Niederlagen-Serie in Melbourne-Endspielen.
An seine daheim wartende hoch schwangere Frau Kim gerichtet sagte Murray mit tränenerstickter Stimme: "Du warst die vergangenen zwei Wochen eine Legende. Ich sitze im nächsten Flieger nach Hause." Murrays Schwiegervater Nigel Sears hatte während des Turniers auch noch einen Zusammenbruch auf der Tribüne erlitten, ist inzwischen aber wieder gesund zurück in England. "Es waren zwei schwere Wochen", sagte Murray.
Die Kluft zwischen Djokovic und der Konkurrenz ist derzeit so groß wie noch nie. Nachdem der Serbe im Halbfinale bereits den Schweizer Roger Federer ausgeschaltet und den Rekord-Grand-Slam-Turnier-Sieger dabei phasenweise vorgeführt hatte, ließ er jetzt auch seinem laut Rangliste ärgstem Verfolger Andy Murray kaum eine Chance. Der Schotte, immerhin die Nummer zwei der Welt, konnte dem Super-Serben nur am Ende auf Augenhöhe begegnen. Ansonsten hielt Murray zwar ganz passabel mit, wenn es darauf ankam, spielte Djokovic aber einfach in einer anderen Liga.
Der 28-Jährige hatte im vergangenen Jahr den Grand Slam - bestehend aus Erfolgen bei allen vier Major-Events - nur wegen einer knappen Niederlage im Finale der French Open gegen den Schweizer Stan Wawrinka verpasst. Am Sonntag machte er bei seinem nächsten Versuch den ersten Schritt.
Zudem gelang ihm Historisches. Mit seinem sechsten Triumph in der Metropole am Yarra River zog er mit der australischen Tennis-Legende Roy Emerson gleich, der in seiner Heimat in den 1960er Jahren ebenfalls sechsmal gewinnen konnte. Auch auf einer Ebene mit einer anderen australischen Kultfigur steht Djokovic nun. Mit seinem elften Grand-Slam-Sieg hat er nun genauso viele Titel wie der legendäre Rod Laver, der am Sonntag in der nach ihm benannten Arena zuschaute. "Es ist eine große Ehre, in einem Atemzug mit diesen Legenden genannt zu werden", sagte Djokovic.
Der Titelverteidiger begann furios holte sich nach nur 30 Minuten den ersten Satz. Danach steigerte sich Murray endlich, nun entwickelte sich jene ausgeglichene Partie, die eigentlich alle von Beginn an erwartet hatten. Doch der Davis-Cup-Champion konnte seine Chancen nicht nutzen, auch der zweite Satz ging so an den Serben. Im dritten Abschnitt versuchte Murray zwar noch einmal alles, im Tiebreak leistete sich der Brite aber plötzlich zwei Doppelfehler, so dass Djokovic seinen 22. Erfolg im 31. Vergleich perfekt machen konnte.
dpa/wb/fs - Bild: Peter Parks (afp)