Lewis Hamilton hat mit seinem souveränen Suzuka-Sieg die Machtverhältnisse in der Formel 1 wieder zurechtgerückt und ist klar auf Kurs zum dritten WM-Titel. Eine Woche nach dem Leistungseinbruch von Singapur sicherten Hamilton und sein wieder einmal geschlagener Teamkollege Nico Rosberg am Sonntag den achten Mercedes-Doppelerfolg des Jahres. Sebastian Vettel musste sich im Ferrari mit Rang drei begnügen. Damit platzte wohl auch Vettels zarte Hoffnung, im Endspurt des Titelrennens doch noch das Silberpfeil-Duo überflügeln zu können.
"Es fühlt sich gut an, wieder oben zu sein", jubelte Hamilton. Er feierte den 41. Grand-Prix-Sieg seiner Karriere und zog so mit Legende Ayrton Senna gleich. Schon auf den ersten Metern hatte der 30-Jährige seinen von Pole Position gestarteten Stallrivalen Rosberg düpiert. "Das war ein bisschen Schadensbegrenzung heute, aber nichtsdestotrotz enttäuschend", bekannte Rosberg.
In der Gesamtwertung hat Hamilton dank seines achten Erfolgs in diesem Jahr vor den verbleibenden fünf Rennen 48 Punkte Vorsprung auf seinen Teamkollegen, Vettel liegt bereits 59 Zähler zurück. "Wir haben alles richtig gemacht und das Maximum rausgeholt", analysierte Vettel, der am vergangenen Wochenende mit seinem Singapur-Triumph noch für frische Spannung im WM-Kampf gesorgt hatte.
Doch schon sieben Tage später war alles wieder beim Alten. "Wir sind in der Spur", meinte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Allerdings stellt sich der Österreicher in den kommenden Wochen auf heftige Gegenwehr der Scuderia ein. "Es ist jetzt eine Mercedes-Ferrari-Zeit, die anbricht, in der wir nicht davon ausgehen können, dass es für uns immer 1 und 2 ausgeht", sagte Wolff.
Eine Klasseleistung zeigte Nico Hülkenberg. Der Rheinländer machte in seinem Force India sieben Plätze gut und kam als Sechster ins Ziel. Hülkenberg egalisierte damit sein bestes Saisonergebnis.
Das Renn-Wochenende von Suzuka hatte von Beginn an eine traurige Note. Vor knapp einem Jahr war der damalige Marussia-Pilot Jules Bianchi auf regennasser Strecke schwer verunglückt, neun Monate später starb er an den Folgen des Unfalls. Vor dem Start hatten viele Fahrer und Teams mit kleinen Gesten und Aussagen an den Franzosen erinnert. Eine erneute Schweigeminute gab es jedoch nicht.
Das Rennen blieb dann weitgehend ereignislos. Das Mercedes-Duo hatte die Formschwäche von Singapur, als Hamilton früh ausschied und Rosberg nur Vierter wurde, hinter sich gelassen. Erst zum zweiten Mal in dieser Saison hatte Rosberg das Duell in der Qualifikation gegen Hamilton für sich entschieden. Doch den Vorteil der Pole Position konnte der Deutsche nicht nutzen.
Rosberg kam schlecht weg, sein Teamrivale drängte sich in der ersten Kurve vorbei. Weil Rosberg bei dem Zweikampf neben die Strecke geriet, konnten auch Vettel und Williams-Fahrer Valtteri Bottas noch durchschlüpfen. "In Kurve zwei war es vorbei", sagte Rosberg.
Damit war für Hamilton der Weg frei für einen Spaziergang zu seinem dritten Japan-Erfolg. Wie ein Uhrwerk spulte der Brite seine Runden ab und baute den Vorsprung auf die Verfolger aus.
Rosberg bat den Kommandostand um mehr Motorenleistung, um zumindest an Vettel und Bottas vorbeizukommen. Doch nach wenigen Runden warnte ihn sein Ingenieur: "Die Motorentemperatur ist zu hoch, es droht ein Defekt." Der Vize-Weltmeister aber machte weiter Druck und überholte in der 18. Runde Bottas mit einem mutigen Manöver.
Im Kampf um Rang zwei entschied dann die Boxenstrategie. Mercedes holte Rosberg eine Runde früher zum zweiten Reifenwechsel an die Garage. Vettel gab in der folgenden Runde zwar alles, aber trotz eines guten Boxenstopps zog sein Landsmann im Silberpfeil auf den frischen Pneus vorbei. "Mehr konnte ich nicht rausholen", sagte Vettel, der in Suzuka bereits viermal gewann.
Danach zeigte sich wie so oft in diesem Jahr die Überlegenheit des Mercedes. Hamilton war sowieso auf und davon, und auch Rosberg musste nur noch bei den Überrundungen etwas Sorge haben. Doch Vettel konnte den Rückstand nicht mehr entscheidend verkürzen.
dpa/okr - Bild: Kazuhiro Nogi (afp)