In einer Woche startet die Weltmeisterschaft der Radamateure in Dänemark. "Die Vorbereitungen sind sozusagen am Ende. Die letzten drei Wochen waren schon sehr hart: Bis zu 20 Stunden Sport die Woche, sehr viel Intervalltraining und sehr viele Kilometer. Diese Woche ist eigentlich ziemlich ruhig - mit zwei bis zweieinhalb Stunden Training pro Tag."
Das Gröbste ist geschafft. Jetzt heißt es für Rita Zinnen Koffer packen. Mit dem Flugzeug geht es nach Dänemark - das Rad und das Material müssen mit ins Gepäck. Zur Unterstützung fährt Mann Roland mit. "Es gibt viel zu schleppen. Und vor Ort wird die Strecke mit dem Auto abgefahren, dann bin ich schon froh, wenn mein Mann dabei ist." Montagmorgen werden die beiden in Aalborg ankommen. Das Rennen ist erst sonntags - aber bis dahin gibt es genug zu tun: sich akklimatisieren, die letzten Trainings ... und die Strecke will Rita Zinnen sich ganz genau anschauen.
Denn die ersten Informationen zeigen: Der Parcours kommt ihr nicht gerade entgegen. "Nur 1.400 Höhenmeter bei 165 Kilometern - das ist sehr flach und das Rennen wird also sehr schnell sein. Ich glaube, da fehlen mir einige Hügelchen. Weil ich sehr leicht bin, komme ich besser die Hügel herauf. Aber bei Flachetappen muss man schon viel Kraft haben, um 165 Kilometer zu treten. Da fehlt es mir ein bisschen."
In der Altersklasse der 45- bis 49-Jährigen trifft sie auf 36 Amateurinnen vor allem aus Großbritannien, Australien und natürlich Skandinavien. Einige davon kennt sie schon aus den vergangenen Jahren. Die schärfste Konkurrentin, Molly Van Houweling, ist dieses Jahr allerdings nicht dabei. Trotzdem rechnet sie mit starker Konkurrenz. Hinzu kommt: Nach einem Arbeitsunfall vor zwei Jahren mit anschließender Operation musste Rita Zinnen vor knapp einem Jahr noch einmal operiert werden. Komplikationen dabei warfen sie in ihrem Trainingsplan zurück. Nicht der beste Start in die Saison 2015.
Das Ziel für Aalborg: mindestens ein Platz in den Top Ten. "Letztes Jahr war ich Sechste mit zwei Hundertstelsekunden Rückstand auf Platz vier. Da war ich sehr zufrieden, wenn man sieht wer da alles mitfährt. Unter den ersten zehn wäre ich schon zufrieden. Aber natürlich trainiert man, um einen Podiumsplatz zu bekommen. Ich habe von Anfang bis jetzt über 11.000 Kilometer abgespult. Und die ersten sechs Monate waren sehr hart: schlechtes Wetter, Regen, es war kalt und windig."
Genau deshalb hat Rita Zinnen vielleicht noch ein Ass im Ärmel - denn auch in Aalborg soll es sehr windig sein. Neben Rita Zinnen, die eine Wildcard vom Verband bekam, fahren auch Simon Collard aus Oupeye und Maxime Wagner aus Richelle nach Dänemark. Unter den 1500 Startern des Straßenrennens sind insgesamt rund 45 Belgier.
Rita Zinnen hofft auf einen guten Tag und ein gutes Resultat, damit sich die ganze Plackerei auch gelohnt hat. "Und wenn das jetzt vorbei ist, mache ich mal eine Pause. Meistens ist es so, dass man dann wieder Lust kriegt, zu fahren. Aber wenn du mich jetzt so fragst, würde ich sagen: Ich höre auf der Stelle auf, weil ich keine Lust mehr habe. Dieses Jahr war eben sehr anstrengend. Wenn das nächstes Jahr wieder der Fall ist, dann wird nicht mehr viel gemacht. Ab und zu vielleicht noch ein Rennen. Und dann aufhören."
Katrin Margraff - Bild: privat