Mit seinem Heimsieg im Silverstone-Spektakel hat Formel-1-Spitzenreiter Lewis Hamilton seinem Titelrivalen Nico Rosberg einen empfindlichen Dämpfer versetzt. Der Brite triumphierte am Sonntag trotz eines Start-Debakels und einer Regen-Lotterie vor seinem Mercedes-Teamkollegen. Dank seines fünften Siegs im neunten Saisonrennen baute Hamilton seinen Vorsprung in der Gesamtwertung auf 17 Punkte aus. "Großartiger Job Jungs, ich bin so glücklich", sagte der Brite über Funk. "Fantastisches Rennen", lobte ihn seine Crew.
Ferrari-Fahrer Sebastian Vettel rettete mit einer klugen Strategie Platz drei vor den beiden Williams-Fahrern Felipe Massa und Valtteri Bottas, die lange das Rennen angeführt hatten. Force-India-Pilot Nico Hülkenberg fuhr einen starken Grand Prix und sicherte sich als Siebter zum dritten Mal in Serie Punkte. Fernando Alonso wurde Zehnter und holte damit seinen ersten Punkt 2015 für McLaren-Honda.
Hamilton hat als WM-Führender nun 194 Zähler auf seinem Konto. Rosberg, der zuvor drei von vier Rennen für sich entschieden hatte, 177 Punkte. Vettel bleibt vor dem nächsten Grand Prix am 26. Juli in Ungarn mit 135 Punkten als Dritter hinter dem Mercedes-Duo.
Was für ein packender Auftakt! Trotz der achten Pole im neunten Saisonrennen raste Hamilton nicht als Führender durch die erste Kurve. Massa schoss förmlich von Startplatz drei ganz nach vorne und düpierte die beiden Silberpfeile. Auch Hülkenberg machte in seinem Force India gleich mehrere Ränge gut und setzte sich als Fünfter direkt hinter Rosberg.
Nach einem Crash zwischen den McLaren von Alonso und Jenson Button sowie den Lotus um Romain Grosjean und Pastor Maldonado kam Ende der Auftaktrunde noch das Safety Car auf die Strecke. Das Feld zog sich zusammen. Schon in der Anfangsphase mussten sich dann Button, Grosjean, Maldonado und Max Verstappen im Toro Rosso verabschieden. Felipe Nasr konnte wegen eines Getriebeschadens gar nicht erst im "Home of British Motor Racing" starten.
Das Safety Car fuhr Ende der vierten Runde wieder an die Box - und Hamilton scheiterte mit einer wilden Attacke gegen Massa. Dafür zog sogar der zweite Williams-Mann Bottas an dem Briten vorbei. "Das stand nicht im Drehbuch", twitterten augenzwinkernd die Silberpfeile, die Williams mit Mercedes-Motoren beliefern.
Nach einem Renndrittel hielten Massa und Bottas ihre Verfolger Hamilton und Rosberg weiter in Schach. Der hervorragende Hülkenberg hatte als Fünfter schon einen erheblichen Rückstand auf das dominierende Quartett. Vettel blieb nicht mehr als Position zehn. Den Taktik-Poker entschied Hamilton für sich. Als Erster kam der 30-Jährige in Runde 20 an die Box. Einen Umlauf später folgten Rosberg und Massa. Der Brasilianer brauchte aber mit 3,8 Sekunden satte 1,4 Sekunden länger als Hamilton. Bottas fuhr in der 22. Runde in die Garage - der Weltmeister setzte sich nun an die Spitze des Feldes und hatte seinen dritten Silverstone-Sieg klar vor Augen.
In Runde 35 setzte schließlich vorübergehend Regen ein - die Spannung auf Rochaden im Positionskampf stieg wieder. An der Spitze änderte sich zunächst jedoch nichts, denn Hamilton blieb souveräner Erster. Dafür arbeitete sich Rosberg an den beiden Williams-Fahrern vorbei. Vettel schaffte es auf Platz fünf, Hülkenberg hielt sich immerhin auf der achten Position. Perfektes Timing! Neun Runden vor Schluss kam Hamilton an die Box, Rosberg setzte sich vorübergehend im Regen an die Spitze. Einen Umlauf später erst bekam der Deutsche frische Reifen, der Brite nutzte das und raste vor seinen englischen Fans zum Sieg.
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