Kein Blitzsprint, sondern ein Donnerwetter in eigener Sache: Superstar Usain Bolt läuft elf Wochen vor den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Peking seiner Form weit hinterher und ist sichtlich unzufrieden mit sich. "Ich weiß nicht, was passiert ist, kann das nicht erklären", meinte der Jamaikaner nach seinem Sieg am Samstag beim Diamond-League-Meeting in New York.
Gegen weitgehend unbekannte Konkurrenz konnte sich der Olympiasieger, Weltmeister und Weltrekordler auf dieser Strecke zwar behaupten, seine 20,29 Sekunden waren jedoch unerwartet langsam und lagen 61/100 über der diesjährigen Bestmarke des Amerikaners Justin Gatlin. "Ich hatte mit einer Zeit von unter 20 Sekunden gerechnet. Er und sein Coach haben noch viel Arbeit vor sich", erklärte der frühere 200-Meter-Weltmeister Ato Boldon (Trinidad und Tobago) als Experte beim US-Fernsehsender NBC.
Bei seinem letzten Auftritt im Icahn Stadium hatte Bolt noch für Euphorie und eine Fabelzeit gesorgt. Am 31. Mai 2008 lief er in 9,72 Sekunden einen Weltrekord über die 100 Meter - und zwar bei Regen. Diesmal hingegen sorgten nur seine bekannten Mätzchen vor dem Start für Kreischen unter den Zuschauern. Mit seinen 20,13 Sekunden von Ende Mai in Ostrava liegt Bolt nur auf Rang neun in der diesjährigen Weltbestenliste. Sein Weltrekord von Berlin 2009 steht bei 19,19.
Er sei gut aus den Startblöcken gekommen, meinte der 28-Jährige, habe anschließend aber nie seinen Rhythmus gefunden. "Der Kurvenlauf war wahrscheinlich einer der schlechtesten in meiner gesamten Karriere". Für gewöhnlich hat Bolt bei seinen 200-Meter-Rennen so viel Vorsprung, dass er bereits weit vor dem Ziel das Tempo rausnehmen und locker auslaufen kann. Diesmal hingegen musste Bolt bis zum Schluss alles geben, um sich gegen Zharnel Hughes (20,32 Sekunden) von der Karibikinsel Anguilla zu behaupten.
Nach seinem langsamsten Finale seit 2006 ist nun sogar ein Start bei den jamaikanischen Meisterschaften in zwei Wochen über die 200 Meter möglich. "Er wird in den nächsten zwei Monaten viel mehr Rennen laufen, mit einer aggressiveren Einstellung, um in Wettkampf-Form zu kommen", kündigte Trainer Glen Mills an.
Bolt räumte ein, dass diese Saison "nicht so reibungslos" verlaufe. Dennoch versuche er, sich keine Sorgen zu machen, betonte der sechsmalige Olympiasieger. "Denn aus irgendwelchen Gründen habe ich immer eine Lösung gefunden."
dpa/km - Bild: Don Emmert (afp)