Nico Rosberg hat mit seinem ersten Saisonsieg seine Ergebniskrise gestoppt und im Mercedes-Duell mit Weltmeister Lewis Hamilton die Aufholjagd gestartet. Der deutsche Silberpfeil-Pilot ließ am Sonntag im fünften Formel-1-Rennen in diesem Jahr der Konkurrenz keine Chance und verwies WM-Spitzenreiter Hamilton mit über 17 Sekunden Vorsprung auf Platz zwei.
Im WM-Klassement holte Rosberg mit seinem neunten Grand-Prix-Erfolg sieben Punkte auf Hamilton auf - und er sendete rechtzeitig vor seinem Heimrennen in Monaco in zwei Wochen, wo er in den vergangenen beiden Jahren gewann, das dringend benötigte Signal im Titelkampf aus.
Allerdings führt Hamilton, der erstmals in diesem Jahr nicht von Rang eins gestartet war, immer noch deutlich mit 111 Punkten. Rosberg kommt auf 91 Zähler. Vettel bleibt nach dem dritten Platz in Barcelona Dritter mit 80 Punkten.
Für Rosberg war es aber nach den "Demütigungen" (Teamaufsichtsratschef Niki Lauda) in den vorangegangenen Rennen mehr als eine Bestätigung seines Könnens. Schon nach seiner 16. Pole am Samstag sprühte der Weltmeister-Sohn vor Begeisterung. Im Rennen verteidigte er diesen Platz souverän. Das Siegerküsschen holte sich Nico Rosberg noch vor der Champagnerdusche schnell von seiner hochschwangeren Ehefrau.
Start nach Maß
Wieder mit der alten Kupplung in seinem Silberpfeil legte Rosberg einen Start nach Maß hin. Im Gegensatz zu Hamilton. Die vermutlich größte Chance, seinen Widersacher gleich in der ersten Kurve des 4,655 Kilometer langen Circuit de Catalunya zu passieren, ließ er nicht nur liegen: Hamilton musste sich auch noch von Vettel überholen lassen. Im zweiten Ferrari machte Räikkönen binnen kurzer Zeit zwei Plätze gut und reihte sich auf Rang fünf ein.
Kein Crash, keine qualmenden Reifen - nach dem problemlosen Auftakt setzte Rosberg auch seinen nächsten Plan konsequent um. "Wir müssen sehen, dass wir von den Ferraris wegziehen." Und er tat es. Nach sechs von 66 Runden betrug sein Vorsprung auf Vettel bereits über vier Sekunden. Erst bei einem Rückstand von unter einer Sekunde hätte Vettel die Überholhilfe DRS einschalten können.
Doch es zeigte sich, dass die Updates am Ferrari noch nicht ausreichen, um die Lücke zu den Silberpfeilen entscheidend zu schließen. Dahinter mühte sich Hamilton ab. "Es ist unmöglich nahe ran zu kommen", berichtete er via Boxenfunk. Das Problem: Die Autos verlieren an Aerodynamik und damit Bodenhaftung, wenn sie im Windschatten eines anderen Wagen fahren.
Hamilton versuchte es erstmal nur zaghaft, die Crew holte ihn vor Vettel in Runde 13 an die Box. Optimal verlief der Reifenwechsel aber nicht, am linken Hinterrad gab es Probleme. Damit ging dieser Plan nicht auf: Denn Vettels Stopp eine Runde später war makellos und er damit wieder vor Hamilton zurück auf der Strecke. Also versuchte es Mercedes beim zweiten Reifenwechsel wieder. Hamilton bekam die harten Reifen und gab mächtig Gas.
An der Spitze drehte Rosberg einsam seine Runden, in der 45. wurde er zum Reifenwechsel an die Box gerufen. Weil aber Hamilton in der Zwischenzeit enorm aufgeholt hatte, kam Rosberg hinter seinem Stallrivalen zurück auf den Kurs. Die Frage, ob Hamilton womöglich durchfahren könnte, erledigte sich zügig. Nach dem erneuten Reifenwechsel - seinem dritten - lag Hamilton wieder deutlich hinter Rosberg - aber vor Vettel. Und so ging es auch durchs Ziel.
GP2: Vandoorne baut Führung aus
In der GP2 fuhr Stoffel Vandoorne einen Sieg und einen zweiten Platz ein. Das längere erste Rennen am Samstag hatte Vandoorne gewonnen. Das kurze Rennen am Sonntag musste der Fahrer von ART Grand Prix daher von Startplatz acht in Angriff nehmen. Nach einer Aufholjagd wurde er Zweiter hinter Alex Lynn (DAMS).
In der Gesamtwertung der GP2-Serie baut Vandoorne damit die Führung aus. Er hat 27 Punkte Vorsprung auf Rio Haryanto (Campos Racing).
dpa/belga/vrt/km - Bild: Tom Gandolfini/AFP