Lewis Hamilton bleibt in der Formel-1-Qualifikation eine Klasse für sich und der Serien-Polemann in diesem Jahr. Der Titelverteidiger wehrte auf dem hell erleuchteten Bahrain International Circuit am Samstagabend den Angriff von Sebastian Vettel im Ferrari in beeindruckender Manier ab. Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg, der sich unbedingt den besten Startplatz sichern wollte, musste sich auch noch hinter Vettel einreihen.
Chancenlos waren beide gegen Hamilton. "Das war großartig", meinte Hamilton sichtbar zufrieden mit dem Ausgang der K.o.-Ausscheidung. "Ich bin sehr dankbar, dass ich dieses Biest unter mir habe, mit dem ich in den Kurven richtig attackieren kann."
Nicht minder zufrieden war Vettel, dessen Teamkollege Kimi Räikkönen den erneut starken Auftritt von Ferrari auf Platz vier bestätigte. "Für den Moment bin ich sehr glücklich mit der ersten Reihe. Wir sind ganz flott unterwegs", sagte Vettel, dem auf der einen schnellen Runde allerdings satte 0,411 Sekunden auf Hamilton fehlten. Er sei aber "besonders stolz darauf, Mercedes getrennt zu haben", betonte Vettel. Das gelang ihm schon einmal in diesem Jahr. In Malaysia startete Vettel von Platz zwei neben Polesetter Hamilton und Rosberg auf drei - und gewann das Rennen.
Kein Wunder, dass Rosberg sich noch mehr ärgerte als ohnehin schon, nachdem Hamilton erneut der Schnellere gewesen war. "Ich bin enttäuscht, weil mich Sebastian geschlagen hat", sagte er. Sechs Tage nach seinem Gefühlsausbruch in Shanghai nach Hamiltons Sieg und den Vorwürfen an den Briten, an der Spitze langsamer gefahren zu sein und ihm so dem Druck Vettels ausgesetzt zu haben, wirkte Rosberg ziemlich bedröppelt.
Keine Rechnung ging auf. Mit seiner Reifenwahl im zweiten Durchgang habe er sich aus dem Rhythmus gebracht, meinte Rosberg. Und Vettel habe er dort nicht erwartet, gab er zu. "Sonst wäre Zweiter noch relativ okay." So aber nicht, denn Rosbergs Rückstand auf die Spitze im WM-Klassement droht nun noch anzuwachsen. Vor dem Grand Prix in der Wüste von Sakhir hat er als Dritter 51 Punkte. Vettel ist Zweiter mit 55 Zählern, Hamilton führt mit 68.
Hinzu kommt, dass das Podest-Abo von Hamilton (zweimal Erster, einmal Zweiter), Vettel (einmal Erster, zweimal Dritter) und Rosberg (zweimal Zweiter, einmal Dritter) ein Ende haben könnte: Vettel-Teamkollege Räikkönen will mit aller Macht seinen ersten Podiumsplatz seit dem 6. Oktober 2013 in Südkorea (Zweiter mit Lotus). "Es gibt nicht mehr diesen Alleinlauf von Mercedes", betonte der Motorsportchef des deutschen Autobauers, Toto Wolff. "Das sind die neuen Machtverhältnisse." Sprich: Mercedes gegen Ferrari. "Wir sind ein bisschen aus der Komfortzone herausgerissen worden", gab Wolff zu.
Erstmals über die erste Ausscheidungsrunde hinaus kam Fernando Alonso im McLaren. Nachdem Teamkollege Jenson Button wegen eines Defekts nach wenigen Minuten ohne Zeit ausschied, reihte sich Alonso auf dem zwölften Platz ein.
dpa/km - Bild: Marwan Naamani/AFP