Der ehemalige Radweltmeister Claude Criquielion ist tot. Er starb am Mittwochmorgen an den Folgen eines Schlaganfalls. Er war Sonntagnacht in kritischem Zustand ins Krankenhaus von Aalst eingeliefert worden. Er wurde 58 Jahre alt.
Im Laufe seiner Karriere als Radprofi hatte Criquilion viele wichtige Rennen gewonnen, unter anderem die Flandern-Rundfahrt und die Flèche Wallonne. Im Jahr 1984 wurde er Straßenweltmeister in Barcelona und belgischer Sportler des Jahres.
Vier Jahre später war er der tragische Held zuhause in Ronse. Claude Criquielion musste die Zielgerade in Ronse nach einem Sturz kurz vor dem Ende zu Fuß überqueren - mit einer Knieverletzung und einem kaputten Rennrad. Der Kanadier Steve Bauer hatte den führenden Criquielion beim Zielsprint in die Absperrung gedrängt. Es waren vielleicht noch 60 oder 70 Meter bis zum Ziel, erklärte Criquielion nach dem Rennen. Er habe alles gewinnen können, doch innerhalb weniger Meter sei alles für die Katz gewesen.
Criquielions Sturz gilt bis heute als eine der größten Ungerechtigkeiten im belgischen Profisport. Den Radfahrer selbst hat aber immer gestört, dass man ihn nur mit diesem einen Augenblick in Verbindung gebracht hat. Seine sportlichen Erfolge seien dabei fast in Vergessenheit geraten.
Zwischen 1980 und 1990 gab Criquielion den Ton an und konnte fast alle Klassiker des Landes gewinnen: die belgische Meisterschaft, den Pfeil von Brabant, den Wallonischen Pfeil gleich zwei Mal und sogar die Flandern-Rundfahrt. Bis heute ist Claudy der einzige Wallone, dem das gelungen ist. Nur bei seinem Lieblingsrennen Lüttich-Bastogne-Lüttich hat er es nie aufs erste Treppchen geschafft. Äußerst bescheiden und immer mit einem Lächeln im Gesicht: So dürfte Criquielion wohl den meisten in Erinnerung bleiben.
Nach dem Karriere-Aus 1991 war Claude Criquielion noch als sportlicher Leiter in zwei Rennställen aktiv. Später zog es ihn in die Politik. 2000 wurde er Fernsehkommentator bei der Sportredaktion der RTBF. Von 2006 bis 2012 war er Sportschöffe seiner Heimatgemeinde Lessines in der Provinz Hennegau. Ende Mai findet seit über 20 Jahren ein nach ihm benanntes Rennen statt.
Premierminister Charles Michel hat den verstorbenen Radweltmeister als großen Sportler gewürdigt, der immer ein offenes Ohr für die Menschen um ihn herum gehabt habe. Der Premier sprach der Familie im Namen der Regierung sein Beileid aus.
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