Aus der Ferrari-Box drang schon der erste Applaus: Sebastian Vettel hat seinen positiven Trend bei den Formel-1-Testfahrten fortgesetzt. "Alles in allem waren es gute zwei Tage", resümierte der neue Scuderia-Star.
Für Titelverteidiger Lewis Hamilton endete der erste Auftritt in Jerez de la Frontera dagegen vorzeitig. Der Brite musste seinen Mercedes notgedrungen über drei Stunden vor dem regulären Ende des zweiten Testtages in der Box abstellen. Schuld war nach Teamangaben ein Wasser-Leck durch ein beschädigtes Teil am neuen Silberpfeil.
Bis dahin hatte Hamilton 91 Runden gedreht und damit immer noch die meisten aller Fahrer am Montag auf dem 4,428 Kilometer langen Kurs. Entsprechend positiv fiel letztlich auch sein erstes Fazit vom neuen Auto aus: "Es fühlt sich so an wie vergangenes Jahr, das ist eine gute Sache."
Beim Versuch, Hamiltons Runden-Marke zu knacken, wurde auch Vettel von stark einsetzendem Regen 60 Minuten vor den Roten Ampeln zunächst gestoppt. Klar war da bereits, dass die schnellste Runde des Deutschen von 1:20,984 Sekunden auf der nassen und hernach wieder abtrocknenden Strecke nicht mehr unterboten werden würde.
Mit diesmal 89 Runden steigerte Vettel aber seine Gesamtkilometerzahl, am Sonntag hatte er 60 Umläufe geschafft. "Natürlich darf man das nicht falsch interpretieren, man muss die Füße auf dem Boden lassen", betonte Vettel, bevor an diesem Dienstag und am Mittwoch Kimi Räikkönen den Ferrari steuern kann.
Neuzugang Felipe Nasr im Sauber auf Rang zwei
Auf den zweiten Platz fuhr am Montag Formel-1-Debütant Felipe Nasr aus Brasilien im Sauber mit Ferrari-Antrieb (+0,883). Am Sonntag war sein schwedischer Teamkollege Marcus Ericsson auf demselben Platz hinter Vettel gelandet. Dritter wurde Valtteri Bottas aus Finnland im Williams (+1,335) noch vor Hamilton.
Große Probleme hatte erneut McLaren-Honda: Nach den sechs Runden von Zweifach-Champion Fernando Alonso zum Auftakt schaffte Ex-Weltmeister Jenson Button nur dieselbe Anzahl. Ein kaputter Frontflügel bremste Red Bull: Ersatz musste erst eingeflogen werden, für Vettel-Nachfolger Daniil Kwjat aus Russland wurde nicht mal eine einzige gezeitete Runde notiert.
Dass es aber auch den am Vortag noch so zuverlässigen Mercedes erwischen kann, musste ausgerechnet Weltmeister Hamilton 71 Tage nach seiner Krönung erleben. Dabei hatte er vorher mit Blick auf die 157 Rosberg-Runden noch betont: "Das bedeutet, dass ich 158 fahren muss." Zunächst sah auch alles bestens aus. Hamilton fuhr und fuhr, aber etwa nach der Hälfte des Testtages kam dann das Aus für Hamilton, der nun am Mittwoch noch einmal hinters Steuer darf.
Am Dienstag ist Rosberg wieder an der Reihe. Auf Rosbergs Ankündigung, dass er diese Saison nach der Niederlage 2014 als Rückspiel nutzen will, hatte Hamilton vor seinem Testauftritt gelassen reagiert: "Ich bin bereit, das ist alles, was ich sein muss."
Insgesamt haben die Teams noch weitere acht Tage zum Testen. Vom 19. bis 22. Februar und 26. Februar bis 1. März finden die Proberunden jeweils auf dem Grand-Prix-Kurs bei Barcelona statt. Zeit, die auch Hamilton und Mercedes maximal nutzen wollen. Denn nach der grandiosen vergangenen Saison mit 16 Silberpfeil-Siegen in 19 Rennen sowie dem Fahrer- und dem Konstrukteurstitel betonte Hamilton: "Es ist einfach, es schlechter zu machen. Es ist schwer, es besser zu machen."
Von Jens Marx, dpa - Bild: Cristina Quicler/AFP