Es ist angerichtet: Am Sonntagabend steigt das WM-Finale. Deutschland gegen Argentinien. Zwei große Fußballnationen auf den letzten Metern zum Gipfel. Ein Duell der Giganten? Ja und nein.
Keine Frage: Beide haben Fußballgeschichte geschrieben - mit grandiosen Titelgewinnen und beeindruckenden Leistungen. Aber, was war bei dieser WM? Zweifach-Titelträger Argentinien hat sich dank Messi und Sicherheitsstrategie ins Endspiel geduselt, Dreifach-Champion Deutschland fehlte nach dem 4:0-Auftakterfolg gegen Portugal die Überzeugungskraft - bis zum wundersamen 7:1 im Halbfinale gegen Brasilien.
Argentinien hätte schon gegen Belgien verlieren können, wären die Roten Teufel ein bisschen selbstbewusster zu Werke gegangen. Und gegen die Niederlande schrammten die südamerikanischen Minimalisten ebenfalls denkbar knapp an der Niederlage vorbei.
Deutschland hatte da schon deutlich mehr zu bieten. Aber weder der überbewertete Erfolg gegen ein schwaches Portugal, noch der Kantersieg gegen hoffnungslos überforderte Gastgeber sind als Maßstab für fußballerische Dominanz geeignet. ZDF-Co-Kommentator Oliver Kahn, der einstige Torwart-Titan, lag richtig mit seiner Einschätzung, dass die Seleçao unter der riesigen Last der Erwartungen zusammengebrochen war, zusammenbrechen musste.
Bereits vor dem Desaster war aufgefallen, wie nah die brasilianischen Fußballgötter am Wasser gebaut hatten: Sie schwammen mit ihren Fans in einem Meer von Tränen und gingen darin unter. Das Verdienst von Gegner Deutschland: Man hatte kein Erbarmen und blieb kalt bis ans Herz dem Erfolg verpflichtet. Scheinbar ungerührt vom brasilianischen Drama, das sich da abspielte.
Eine solche Partie hatte es bis dahin noch nie gegeben, und es werden wohl Jahrzehnte vergehen, bis sich so etwas noch einmal wiederholt. Das Finale am Sonntagabend wird ganz anders verlaufen. Argentinien wird auf die Geniestreiche Messis und auf Sicherheitsfußball vertrauen, Deutschland dürfte wohl kaum im Hurra-Stil ins Verderben rennen, sondern taktisch gewieft das Titel-Projekt finalisieren. Mit einer Mannschaft, die diesen Namen verdient und einem schier unüberwindbaren Manuel Neuer.
Es ist zu befürchten, dass dieses Fest des Fußballs auf seinem eigentlichen Höhepunkt lahmen wird. Möge es nicht so kommen! Darum können wir nur bitten, am besten den viel zitierten Fußballgott. Wenn es ihn denn gibt, sollte er dafür sorgen, dass Argentinien auf keinen Fall wie gegen Belgien das 1:0 gelingt.
Denn das würde bedeuten: Elf Gauchos im und vor dem eigenen Strafraum alles zerstörend, was diesen Sport so faszinierend macht. Im übrigen: Es wird kein Duell Europa gegen Südamerika sein, sondern nur ein nicht ganz unwichtiges Fußballspiel, das da stattfindet im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro. Hoffentlich dann doch ein gutes, ein faires und ein anständiges - mit einem verdienten Sieger und einem stolzen Verlierer.
Bild: BRF
Herr Schroeder, mit Ihrer Sicht auf die Realität treffen Sie punktgenau den Nagel auf den Kopf.
Es würde die Fans freuen wenn ein WM Finale von der sportlichen Spannung leben dürfte.
Fußball zum Einschlafen auf Grund taktischer Barrieren gab es schon zur Genüge.
Erwünscht ist ein echtes sportliches Highlight mit Toren hüben wie drüben.