"Der dritte Platz kann mir gestohlen bleiben", schimpfte Arjen Robben nach dem Halbfinal-Scheitern beim 2:4 im Elfmeterkrimi gegen Argentinien. Da war wahrscheinlich auch jede Menge Frust dabei, weil man gegen Argentinien erst im Elfmeterschießen aus dem Turnier geflogen war.
Nun geht es für die Niederlande im Verliererduell mit Brasilien am Samstag "nur" um Bronze anstatt um den ersehnten ersten WM-Pokal. "Allein der Titel zählt" - das Spiel darf aus Sicht der Oranjes auf jeden Fall abgeschafft werden.
Der Frust saß tief nach dem Halbfinal-Aus des Teams von Louis van Gaal, daher auch sein vernichtendes Urteil zum Spiel um den dritten Platz: Es sei schlimm, "dass der Verlierer dieses Spiels am Ende mit zwei Niederlagen nacheinander aus einem eigentlich für ihn sehr erfolgreich verlaufenen Turnier gehen wird", plädierte er für einen zukünftigen Verzicht auf die Partie um den dritten Rang.
Ganz Brasilien trocknet eh noch die Tränen nach der historischen 1:7-Debakel im Halbfinale gegen Deutschland. Da noch einmal den Fokus auf das Spiel von Samstag zu richten, wird unheimlich schwer. Daran ändert auch die Ankündigung des verletzten Superstars Neymar nichts, am Samstag im Spiel um Platz drei im Stadion sein zu wollen.
Die Blamage hat tiefe Spuren hinterlassen. Weinend und untröstlich schlichen die Spieler nach dem Desaster von Belo Horizonte in die Kabine. Es wird eine schwierige Aufgabe für Scolari, seine Spieler für das Spiel um Platz drei am Samstag zu motivieren. Die Partie gegen die Niederlande wäre ein guter Zeitpunkt, die Ersatzspieler zum Zug kommen zu lassen. Doch selbst die scheinen keine Lust darauf zu haben.
Vielleicht ist es auch ein wenig gekränkter Stolz, der hier zum Vorschein kommt. Offenbar zählt in diesen Ländern halt nichts außer dem Weltmeistertitel. Nationen wie Kroatien oder auch die Türkei sind bis heute stolz auf ihren 3. Platz bei einer FIFA-Weltmeisterschaft.
Und nicht auszumalen wäre der Stolz in Belgien, wenn die Roten Teufel einen 3. Platz aus Brasilien mit auf die Heimreise gebracht hätten. Wie immer eine Frage des Blickwinkels...
Bild: Juan Mabromata (afp)