Die Meinungen der holländischen Fans über die Leistung ihres Oranje-Teams gehen allerdings weit auseinander. Nicht alle sind zufrieden mit dem Konterfußball von Trainer Louis Van Gaal. "Ich schäme mich, ein Niederländer zu sein", sagt Jan Mulder, niederländischer Ex-Fußballnationalspieler und heute Buchautor und Fernsehkommentator. Seit Beginn der WM diskutiert Mulder mit belgischen Ex-Profis und Journalisten im Fernsehstudio der VRT. Mit viel Engagement und Leidenschaft für den schönen Fußball. Chile, Mexiko, Kolumbien: das sind die Mannschaften, die Jan Mulder bislang begeistert haben.
Jetzt holen die Holländer 9 Punkte auf 9, werden Gruppensieger, Jan Mulder ist überhaupt nicht zufrieden. Schuld ist die Kontertaktik von Trainer Louis Van Gaal. Van Gaal will reagieren und nicht agieren. Deshalb spielt er auch mit fünf Mann in der Abwehrkette, das mag Jan Mulder überhaupt nicht. Und er steht nicht allein da. Auch von Fans in Brasilien gab es schon Pfiffe gegen Van Gaal und die Kritik ist auch mit dem Erreichen des Achtelfinales nicht verstummt. Genau wie Jan Mulder träumen viele Fans von den Zeiten mit Johan Cruyff, Marco Van Basten und Ruud Gullit. Champagnerfußball noch und noch, und am Ende kein Weltmeistertitel. Das will Van Gaal anders machen und deshalb lässt er Robben und Van Persie im Angriff alleine stehen auf weiter Flur und hofft auf Konter.
Dem Champagnerfußball hat auch Belgiens Coach Marc Wimots eine Absage erteilt. "Nur Resultate zählen", sagte Wilmots nach der Kritik in der internationalen Presse, wonach die Roten Teufel bislang in Brasilien noch nicht überzeugt hätten. "Ich will 9 Punkte auf 9, das bleibt unser Ziel", hat ein mürrischer Wilmots auf der Pressekonferenz am Tag nach dem Russlandspiel erklärt. Wenn dabei auch noch ein gutes Spiel herauskomme, um so besser. Aber gewinnen sei die Hauptsache.
Jan Mulder sieht das anders: Er will lieber im Garten seine Blumen giessen, als am 13. Juli mit Louis Van Gaal zusammen den WM-Titel für die Niederlande zu feiern.
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