Vor 59 612 Zuschauern in Fortaleza hatte Mario Götze am Samstag zwar noch die Führung für das DFB-Team erzielt (51. Minute). Doch danach verlor das Team von Bundestrainer Joachim Löw die Kontrolle über die Partie und geriet sogar in Rückstand. Im letzten Gruppenspiel am Donnerstag in Recife gegen Jürgen Klinsmann und seine US-Boys darf sich das DFB-Team, das nun 13 Länderspiele in Serie nicht verloren hat, keinen Ausrutscher erlauben, um ins Achtelfinale einzuziehen.
Titel-Mitfavorit Deutschland konnte im 800. Match der WM-Geschichte wie erhofft mit der siegreichen Elf aus dem Portugal-Spiel beginnen. Innenverteidiger Mats Hummels, dessen Mitwirken wegen einer Oberschenkelprellung bis zuletzt fraglich war, meldete sich spielbereit. Für den dadurch wieder als Rechtsverteidiger aufgebotenen Jerome Boateng kam es wie schon bei der WM 2010 zum Bruder-Duell mit Kevin-Prince Boateng. Denn bei den Ghanaern kehrte der gegen die USA (1:2) erst nach der Pause gebrachte Schalker in die Startelf zurück. Es gab zwei weitere Umstellungen: Im Tor brachte Trainer James Kwesi Appiah Fatau Dauda für Adam Kwarasey und in der Abwehr Harrison Afful für den angeschlagenen Daniel Opare.
Bei 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit, aber auf einem komplett im Schatten liegenden Rasen sahen die gut 17 000 deutschen Fans in der Arena ebenso kampfstarke wie vorsichtige Westafrikaner. Diese störten früh, weil sie auf keinen Fall in die gefürchteten deutschen Konter laufen wollten. Kapitän Philipp Lahm & Co. starteten angesichts der extremen Verhältnisse wie angekündigt im Energie-Sparmodus: Erstmal Sicherheit gewinnen in der eigenen Hälfte, vor des Gegners Tor aber wurde das Tempo angezogen. Der Matchplan sah vor, den Gegner weich zu spielen, um im Laufe der Partie entscheidend zuzuschlagen.
Allerdings nicht, dass die Black Stars zu mehr Chancen kommen würden als den Deutschen lieb sein konnte. Die erste nach toller Vorarbeit von Christian Atsu durch Asamoah Gyan (7.), doch Jubilar Per Mertesacker störte in seinem 100. Länderspiel den Schützen, der den Ball in den Abendhimmel jagte. Als Atsu abzog (13.), parierte Torwart Manuel Neuer dessen Schuss ebenso wie gegen Sulley Muntari (32.). Die beste deutsche Chance hatte Toni Kroos (11.), dessen Schuss nach schöner Hackentrick-Vorlage von Thomas Müller noch abgeblockt wurde.
In der deutschen Elf hatte Mesut Özil deutlich mehr Ballkontakte als zuletzt, doch ihm und auch dem zunächst ziemlich fahrig wirkenden Götze fehlte die letzte Konsequenz. Man kontrollierte in der von Taktik geprägten Partie zwar weitgehend das Geschehen, es fehlte aber an Präzision. Das im Portugal-Spiel noch perfekt dargebotene schnelle Umschaltspiel kam deshalb auch nicht zustande. Zudem gelang es Lahm und Sami Khedira oft nicht, die Torgefahr der Ghanaer zu unterbinden.
Nach der Pause schaffte Götze das vermeintlich erlösende Führungstor, als er Thomas Müllers präzise Flanke mit Kopf und Knie ins Netz lenkte. Doch die Ghanaer schlugen prompt zurück. Nur drei Minuten später traf André Ayew, als der nach der Pause für Boateng (muskuläre Probleme) eingewechselte Shkodran Mustafi nicht mit hochsprang und
den Schützen fast unbehelligt zum Torerfolg kommen ließ.
Knapp zehn Minuten später lagen Löws Mannen sogar hinten: Aus Ghanas Mittelfeld wurde der Ball genau in die Schnittstelle der deutschen Hintermannschaft gespielt, und der völlig freistehende Asamoah Gyan (63.) ließ Neuer im deutschen Gehäuse keine Chance. Löw reagierte auf den unverhofften Rückstand mit der Hereinnahme der erfahrenen Klose und Bastian Schweinsteiger (69.). Und es dauerte gerade mal zwei Minuten, ehe Kroos dem Stürmer-Oldie mit einer von Benedikt Höwedes verlängerten Eckem das 2:2 auflegte. Mit seinem 15. WM-Treffer zog Klose mit Rekordler Ronaldo gleich. Am Ende eines nicht gewollten offenen Schlagabtauschs stand nicht mehr als das allerdings gerechte
2:2 zu Buche.
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